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Berlin: „Großer Bahnhof“ für Stummel-U-Bahn

Am Brandenburger Tor baut die BVG für die Linie U 55 statt eines Provisoriums nun doch langen Bahnsteig

Für die U-Bahn-Stummellinie U 55, die vom Hauptbahnhof-Lehrter Bahnhof bis zur neuen Station Brandenburger Tor fahren soll, gibt es jetzt doch einen „großen Bahnhof“ unter dem Pariser Platz. Ursprünglich wollte die BVG dort nur einen Bahnhof mit einem kurzen Bahnsteig bauen, an dem lediglich Züge mit maximal vier Wagen halten könnten. Jetzt baut die BVG auf Anregung der Stadtentwicklungsverwaltung doch sofort einen Bahnhof mit der „richtigen“ Bahnsteiglänge von 110 Metern für die üblichen Sechs-Wagen-Züge der so genannten Großprofil-Linien.

Der Komplettbau soll billiger sein als das zunächst vorgesehene Provisorium, das bei einem – geplanten – Weiterbau der Strecke bis zum Alexanderplatz wieder beseitigt werden müsste. Die Mehrkosten betragen nach Tagesspiegel-Informationen rund 5 Millionen Euro. Das Provisorium und dessen Abriss später hätte mit 10 Millionen Euro zusammen das Doppelte gekostet. Dieser Schildbürgerstreich ist nun vermieden worden.

Die Arbeiten am künftigen Bahnhof Brandenburger Tor sollen im Januar beginnen. Dann muss auch die bis zu sieben Meter hohe Wand stehen, die die Baugrube abschirmen soll. Für den Zaun, der mit Motiven von typischen Bauten aus London, Paris, Bratislava, Krakau und Ljubljana verschönert werden soll, fehlen nach BVG-Abgaben noch die letzten Genehmigungen der Stadtentwicklungsverwaltung und des Bezirksamts Mitte. Die Motive werben für Ziele der Billigfluggesellschaft Easyjet. Mit dem Erlös aus dieser Werbung finanziert die BVG ihren Infopoint am Pariser Platz, wo es neben Fahrscheinen auch Informationen zum Bau der U 55 gibt.

Der Senat hatte den Bau der U 5 aus Kostengründen 2001 gestoppt. Mehr als 200 Millionen Euro waren da schon verbuddelt – der Tunnel zwischen Hauptbahnhof und Brandenburger Tor mit dem Zwischenbahnhof Reichstag war im Rohbau fertig. Weil auch Geld des Bundes im Untergrund steckte,, forderte der Bundestag den Senat auf, 130 Millionen Euro zurückzuzahlen oder die Arbeiten fortzusetzen. Als Kompromiss kam dann heraus, eine der zwei Röhren für einen provisorischen Betrieb auszubauen. Als U 55 soll dann ein Zug im Abstand von zehn Minuten zwischen Hauptbahnhof und Brandenburger Tor hin und her fahren. Von den veranschlagten Kosten in Höhe von 28 Millionen Euro übernimmt der Bund 24 Millionen Euro. Anteilig zahlt.e er auch jetzt die Mehrkosten.

Die U 55 soll zur Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer 2006 betriebsbereit sein. Weil zu diesem Zeitpunkt der große Bahnhof am Brandenburger Tor aber noch nicht fertig ist, können zunächst nur Züge mit maximal zwei Wagen fahren.

Durch den Vollausbau des Bahnhofs kann möglicherweise auch die Baustelle vor dem Hotel Adlon kleiner ausfallen als bisher geplant. Denn ein großer Teil der Bauausrüstung könne nun auch an der zweiten Baugrube unter den Linden vor der Ungarischen Botschaft gelagert werden, heißt es bei der BVG.

Schon der erste Bauzaun, der zum Verlegen von Leitungen errichtet worden war, war auf zum Teil heftige Kritik gestoßen. Er versperrt den Passanten den Weg und den Blick aufs Brandenburger Tor. Dafür zeigt der große Zaun, wenn er denn genehmigt wird, vorübergehend den Eiffelturm direkt neben dem Brandenburger Tor.

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