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Berlin: Großer Kurfürst gesucht

Es tröstet wenig, dass es Berlin am Ende des Dreißigjährigen Krieges sehr viel schlechter ging als heute. Jedes zweite Haus war zerstört, die Einwohnerzahl halbiert und das Stadtschloss abrissreif.

Es tröstet wenig, dass es Berlin am Ende des Dreißigjährigen Krieges sehr viel schlechter ging als heute. Jedes zweite Haus war zerstört, die Einwohnerzahl halbiert und das Stadtschloss abrissreif. Es folgte, dem Großen Kurfürsten sei Dank, der großartige Wiederaufbau. Berlin strebte einer schönen Zeit als politischer und wirtschaftlicher Mittelpunkt Preußens entgegen. Lässt sich aus der Geschichte Hoffnung schöpfen für eine gemeinsame Zukunft von Berlin und Brandenburg? Es sieht jedenfalls so aus, als müsse die Zuversicht heute aus dem Herzen kommen. Aus der gefühlvollen Erinnerung. Wer nur die kühle Ratio bemüht, sieht momentan nur hohe Hürden, wenn er an die Vereinigung beider Länder denkt. Zwei überschuldete, wirtschaftlich am Boden liegende und sozial verarmte Gebietskörperschaften suchen aneinander Halt. Sie wollen sich angeblich gegenseitig retten, aber der Rest der Republik schaut ziemlich desinteressiert zu. Von einer Hand voll Aktivisten in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft abgesehen ist die Länderfusion in den breiten Schichten der Bevölkerung derzeit kein Thema. Die Menschen haben genug Probleme und wollen sich nicht noch eines dazu aufladen. So ist die Stimmung in Berlin und Brandenburg. Es fehlt der Mut für ein Projekt, das einen überaus langen Atem braucht, um trotz aller finanziellen, ökonomischen, politischen und administrativen Schwierigkeiten zum Erfolg zu kommen. Vielleicht fehlt auch ein Großer Kurfürst moderner Prägung, der das waghalsige Unternehmen nach vorne trägt. za

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