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Die Lotsen sitzen schon im neuen Tower. Heute wird der Einzug gefeiert.

© dapd

Großflughafen BER: Noch keine Freigabe für den neuen Flughafen

Die Luftfahrtbehörde ist nicht überzeugt, dass der Betrieb am künftigen Flughafen BER wie geplant am 3. Juni aufgenommen werden kann. Die Betriebspflicht in Tegel wird erst aufgehoben, wenn in Schönefeld alles funktioniert.

Noch ist die Luftfahrtbehörde nicht überzeugt, dass der Betrieb am künftigen Flughafen Berlin-Brandenburg „Willy Brandt“ in Schönefeld wie geplant am 3. Juni aufgenommen werden kann. Bevor die Behörde die Flughafengesellschaft von der Betriebspflicht in Tegel befreit, muss der Flughafen deshalb noch eine Auswertung des Probebetriebs am künftigen Flughafen liefern. Die Betriebspflicht wolle man erst aufheben, wenn absolut klar sei, dass der Betrieb in Schönefeld planmäßig aufgenommen werden könne, heißt es in der Senatsverkehrsverwaltung. Bliebe die Betriebspflicht bestehen, könne die Flughafengesellschaft nicht wie vorgesehen in der Nacht zum 3. Juni Tegel komplett verlassen.

Schon einmal musste die Flughafengesellschaft nachbessern, weil sich im Probebetrieb Risiken gezeigt hatten. Um beim Ausfall eines Schalterbereichs Reserven zu haben, baut man jetzt auf die Schnelle für 2,5 Millionen Euro einen provisorischen weiteren Abfertigungsbereich auf.

Bilder des künftigen Großflughafens BER:

Knapp 800 Auflagen müsse die Flughafengesellschaft vor der Abnahme des Neubaus erfüllen, sagte der dafür zuständige Geschäftsführer Manfred Köttgen am Dienstag bei der Vorstellung der Geschäftsbilanz für das vergangene Jahr. Der Zeitplan für die Genehmigungen sei eng, werde aber eingehalten – auch beim Brandschutz. Hieran hatte es in der vergangenen Woche, wie berichtet, Zweifel gegeben.

Auch aus Sicht des Landkreises Dahme-Spreewald, dessen Behörden den Flughafenbau genehmigen müssen, könne der Flughafen zum gegenwärtigen Zeitpunkt wie geplant am 3. Juni eröffnet werden, teilte Landrat Stephan Loge mit.

So sehen die Pläne für den neuen Flughafen aus:

Ein Verschieben des Eröffnungstermins auch nur um wenige Wochen hätte fatale Folgen: Der Umzugstermin von Tegel und vom alten Bereich des Flughafens in Schönefeld ist für die Nacht der Nächte vom 2. auf den 3. Juni minutiös geplant, Fluggesellschaften haben sich zum Teil mit einem stark erweiterten Angebot, wie etwa bei der Lufthansa, darauf eingestellt. Auch juristisch bereitet sich der Flughafen auf den 3. Juni als Eröffnungstermin vor. Weil unmittelbar davor eine Flut von Klagen zu erwarten sei, habe man für Mai eine Anwaltskanzlei „geblockt“, sagte Flughafenchef Rainer Schwarz.

Als der ursprüngliche Termin, der 30. Oktober 2011, verschoben werden musste, hatte die Flughafengesellschaft allerdings einen Tagesspiegel-Bericht dazu 2010 zunächst wochenlang dementiert.

Felsenfest stehen dagegen die wirtschaftlichen Zahlen des Flughafens für das vergangene Jahr. Obwohl es mit mehr als 24 Millionen Passagieren einen weiteren Rekord gegeben hat, brachte 2011 der Flughafengesellschaft einen Verlust in Höhe von 74,5 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor gab es noch einen Gewinn in Höhe von über vier Millionen Euro. Den jetzigen Verlust, den es auch in den kommenden Jahren geben werde, begründete Schwarz vor allem mit dem Zinsaufwand für die aufgenommenen Kredite in Höhe von bisher 1,5 Milliarden Euro für den Flughafenausbau. In diesem Jahr soll die Summe auf zwei Milliarden Euro steigen. Insgesamt soll der Ausbau rund 2,5 Milliarden Euro kosten. Das Ziel, 440 Millionen Euro aus eigenen Mitteln beizutragen, sei mit inzwischen erreichten 531 Millionen Euro bereits übertroffen worden, sagte Schwarz.

Nun verliert der Flughafen aber seinen Goldesel. Mit dem weitgehend abgeschriebenen Tegel hatte die Flughafengesellschaft in den vergangenen Jahren stets kräftig Geld verdient, während Schönefeld trotz gestiegener Passagierzahlen weiter Verluste machte. Der Umsatz lag 2011 insgesamt bei rund 263 Millionen Euro und soll am neuen Flughafen weiter steigen – durch höhere Gebühren für die Fluggesellschaften und durch einen Ausbau des sogenannten Non-Aviation-Bereichs mit den Läden und Lokalen.

Schwarz rechnet in diesem Jahr mit etwa 25 Millionen Passagieren. Deshalb müsse man früh über einen weiteren Ausbau nachdenken. Konzipiert ist der Flughafen bisher für rund 27 Millionen Fluggäste. Erweitert werden sollen zunächst die jetzt fertiggestellten Anlagen; an eine dritte Startbahn sei dagegen nicht gedacht, sagte Schwarz.

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