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© PETERSBILD

Großprojekt: Es klemmt beim Riesenrad am Zoo

Angst vor der großen Luftnummer: Die Gondeln des Riesenrades am Zoologischen Garten sollten sich eigentlich schon in diesem Jahr drehen. Doch die Banken zögern mit der Bereitstellung von 150 Millionen Euro.

175 Meter hoch im Himmel über Berlin sollten die Gondeln des Riesenrades am Zoologischen Garten eigentlich schon in diesem Jahr schweben – doch nun reiht sich auch dieses Vorhaben ein in die Liste der von der Finanzkrise gestoppten Berliner Bauprojekte. Wie berichtet, gibt es bei dem Vorhaben massive Finanzierungsprobleme. Ob und wann es weitergeht auf der Grundstücksbrache am Zoo, entscheiden nun die Banken. Mit dem Bau könne nur begonnen werden, wenn ein Kreditinstitut mehr als drei Viertel der auf 200 Millionen Euro gestiegenen Kosten vorschießen würde, erklärte am Freitag die zuständige Finanzierungsgesellschaft, die DBM-Fondsinvest. Aus Sicht der Bürgermeisterin von Charlottenburg-Wilmersdorf, Monika Thiemen (SPD), wäre ein Scheitern „eine Katastrophe für den Bezirk und ganz Berlin“.

Das Riesenrad sei „ein toller Touristenmagnet“ für die Stadt, betont sie im Gleichklang mit der Berlin Tourismus Marketing GmbH (BTM). „Eine solche zusätzliche große Attraktion würde Berlin gut tun“. Und BTM-Sprecher Christian Tänzler ist sich sicher, „dass ein solches Rad wegen des zentralen Standortes am Zoo in Berlin ebenso vom Publikum gestürmt würde wie das Londoner Riesenrad Big eye“.

An den Berliner Behörden könne es nicht liegen, dass die Banken das Projekt hingegen skeptisch beurteilen, hieß es am Freitag unisono in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf und Mitte sowie im Senat. Man habe das Riesenrad seit 2006 bevorzugt behandelt. Auch die noch ausstehende zweite Baugenehmigung werde sofort erteilt, wenn die nötigen Unterlagen komplett eingereicht seien, sagt die Chefin der zuständigen Bauaufsicht Mitte, Tanja Lier. Es fehle noch das Brandschutzkonzept. Eine Baugenehmigung lag zwar schon seit 2007 vor, war aber dann erneut nötig geworden, nachdem die Projektentwickler das Berliner Rad im Oktober 2008 aus Kostengründen von 185 auf 175 Meter Höhe abgespeckt hatten. Der veränderte Bauantrag ging im Dezember 2008 beim Bezirksamt Mitte ein. Auch weniger als die bisher vorgesehenen 36 Gondeln und eine kleinere Empfangshalle sind nun geplant. Dennoch liegt das Budget nach Informationen des Tagesspiegels mit derzeit 200 Millionen Euro deutlich über den ursprünglich veranschlagten 120 Millionen Euro.

Die Finanzierungsgesellschaft DBM- Fondsinvest will ihre Riesenrad-Pläne keinesfalls aufgeben. Bisher sei allerdings kein Geldhaus bereit, das nötige Kapital bereitzustellen, sagt Geschäftsführer Christian Harreiner. Man sei aber „zuversichtlich, die Mittel bald zu bekommen “.

Von Leichtsinn will die Finanzverwaltung nichts wissen. Als man das Grundstück des Wirtschaftshofes an die Riesenradbetreiber verkauft habe, sei deren „Bonität überprüft und für gut befunden worden,“ so Sprecher Daniel Abbou. Zahlungen an das Land seien planmäßig eingegangen. Der Senat hatte damals die Firma Great Berlin Wheel Gmbh & Co. KG, die für den Bau und späteren Betrieb zuständig ist, gegenüber einem anderen Wettbewerber um den Bau eines Riesenrades neben der Arena am Ostbahnhof bevorzugt.

Die Probleme mit der Finanzierung des Riesenrades schwelen bereits seit etwa einem Jahr. Die DBM-Fondsinvest sammelte bisher in einem geschlossenen Immobilienfond von tausenden Privatanlegern 208 Millionen Euro an. Mit diesem Startkapital sollten außer in Berlin auch Riesenräder in Peking und Florida angeschoben werden. Das restliche Geld erhoffte man sich von Banken.

Für die Münchner Rechtsanwältin Katja Fohrer von der auf Fondsklagen spezialisierten Kanzlei Mattil & Kollegen war ohnehin klar, dass die Verantwortlichen alle drei Projekte „mangelhaft geplant haben“. Fohrer vertritt zwei Dutzend Anleger und will Klage wegen Beratungsfehlern von Seiten der Banken einreichen, die den Fond vertrieben.

Doch bei der Fondsgesellschaft und der Deutschen Bank, die Anteile verkauft hat, weist man diese Vorwürfe zurück: „Wir haben ausführlich auf Chancen und Risiken hingewiesen.“ Zur Frage, ob die den Fond vertreibende Deutsche Bank nicht in die Finanzierung des Riesenrades einsteigen könne, wollte deren Sprecher keine Stellung nehmen.

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