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Park- und Grünflächen, eine Promenade am Kanal und ein zentral gelegenes neues Hafenbecken sollen das 40 Hektar große Gebiet prägen. Außerdem soll der Kunst-Campus in das Areal ausstrahlen, dessen Ecksteine der Hamburger Bahnhof (Museum für Gegenwart) sowie die Flick-Sammlung in den Rieckhallen bilden.

© Tagesspiegel

Großprojekt: Neues Stadtquartier soll Moabit attraktiver machen

Mit den großen Bauvorhaben rund um den Hauptbahnhof verschwindet die Ruhe in Moabit. Anwohner sehen besonders das Großprojekt an der Lehrter Straße kritisch und befürchten steigende Mieten.

Wohnen in der Lehrter Straße, Moabit, garantierte früher ein Leben in Ruhe und Abgeschiedenheit. Damit ist es jetzt vorbei. Die großen Bauvorhaben rund um den Hauptbahnhof zeigen schon jetzt ihre Wirkung. Der Verkehr hat mächtig zugenommen und die Lehrter Straße wird selbst zum Objekt für Immobilienentwickler.

Das Unternehmen Vivico will auf einer ehemaligen Bahnfläche von mehr als fünf Hektar ein Wohngebiet mit Restaurants und Geschäften realisieren. Auch Büroflächen und Werkstätten für kleinere Betriebe sind geplant. Der Gewerbeanteil soll bei rund 40 Prozent liegen. Die Pläne sehen einen längeren Gebäuderiegel um einen zentralen Stadtplatz vor. Eine Fußgängerbrücke soll das Quartier mit dem ebenfalls neu entstehenden Europaviertel an der Heidestraße verbinden. 2012 könnten die ersten Häuser stehen.

Die Vivico spricht von einer „attraktiven Wohnlage“ mit viel öffentlichem Grün (17 000 Quadratmeter). Besonders Baugruppen sollen sich hier ansiedeln. Die Anwohner sind von dem Vorhaben weniger begeistert. „Auf unsere Argumente wurde nicht eingegangen“, sagt Susanne Torka von der Betroffenenvertretung Lehrter Straße. Gewünscht hätten sich die Bewohner mehr Grünflächen und eine Rückzugsnische für die Kleingärtner. Immerhin soll die alte Backsteinmauer, die das Areal zur Lehrter Straße hin abschließt, erhalten bleiben.

Der Bezirk Mitte verweist auf das benachbarte Poststadion, das neue Sportanlagen bekommen soll. Auf dem Terrain des stillgelegten Freibads soll für bis zu 20 Millionen Euro eine Wellnessanlage entstehen.

Am südlichen Ende der Lehrter Straße sind Hotels geplant. Weit fortgeschritten ist der Bau eines großes A&O-Hostels für Rucksacktouristen mit mehr als 800 Betten. Auch die Evangelische Stadtmission will ein neues Bürogebäude mit Tagungszentrum, Hotel und Kirche bauen und dafür alte Gebäude, unter anderem ein Seniorenwohnheim, abreißen.

An der Invalidenstraße will die Gruppe Chamartin Meermann ein Vier-Sterne-Hotel mit knapp 500 Zimmern bauen, das von Sheraton betrieben werden soll. Wegen der Finanzkrise war das Vorhaben ins Stocken geraten, im Herbst solle aber definitiv gebaut werden, heißt es. Entstehen soll auch ein Konferenzzentrum, das über einen Skywalk mit dem Hauptbahnhof verbunden wird. Die Eröffnung ist für 2012 vorgesehen. Auf der Ostseite des Hauptbahnhofs will der französische Mineralölkonzern Total seine Deutschlandzentrale einrichten. Entwickler des 17 Stockwerke hohen Hauses ist ebenfalls Vivico. 2012 soll an den Mieter übergeben werden.

Das Hochhaus des Total-Ölkonzerns wird den Eingang des neuen Viertels markieren. Was sich dahinter anschließt, ist noch völlig offen. 40 000 Quadratmeter, also etwas weniger als an der Lehrter Straße, stehen zur Verfügung. Gebaut wird wahrscheinlich erst ab 2012.

Die Bewohner der Lehrter Straße befürchten, dass die Mieten wie überall in der Innenstadt bald deutlich anziehen. Erste Häuser wurden bereits verkauft und saniert.

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