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© ddp

Großprojekt: Riesenrad eine Runde weiter

Eigentlich sollte sich das 175-Meter-Aussichtsrad am Zoo schon dieses Jahr drehen. Jetzt sieht es aus, als würde es noch zwei Jahre dauern, bis es Fahrt aufnimmt. Immerhin wurde schon mit den ersten Vorbereitungen begonnen.

Ein großer gelber Bagger und ein Haufen Bauschutt waren am Montag die einzigen sichtbaren Indizien dafür, dass es nun ernst wird mit dem Riesen-Aussichtsrad. In dieser Woche hat offiziell der Abriss des alten Zoo-Wirtschaftshofes begonnen. Der neue, gleich nebenan, ist schon seit Ende Oktober 2008 in Betrieb. Dass seitdem augenscheinlich nichts passierte, galt manchen als Indiz dafür, dass das Rad – mit 175 Metern Europas höchstes – schwer in Fahrt zu kommen  schien.

Michael Waiser vom Projektentwickler Great Berlin Wheel will rund 120 Millionen Euro in das Projekt stecken. Ein Fonds wurde gezeichnet, Eigenkapital gesammelt, aber es soll noch Fremdkapital fehlen, das sich angesichts der weltweiten Finanzkrise nicht gerade aufdrängen dürfte. Zumindest das Grundstück zwischen Bahntrasse und dem Busbahnhof an der Hertzallee hat Waiser für 25 Millionen Euro gekauft. Er und seine Great Berlin Wheel wollen oder konnten sich zuletzt nicht näher äußern. So ist nichts über genaue Abriss- und Bautermine zu erfahren, über mögliche Hindernisse beim Abriss der alten Zoo-Bauten und darüber, ob und in welcher Höhe eine Finanzlücke klafft. Vor einigen Wochen hatte Waiser zwar Verzögerungen eingeräumt, aber finanzielle Gründe dafür bestritten. Am Montag hieß es aus seinem Unternehmen, dass sich das Rad im Jahr 2011 drehen solle. Waiser selbst war ebenso wenig erreichbar wie Ephraim Gothe (SPD), der Baustadtrat des Bezirkes Mitte.   Dafür äußerte sich dessen Charlottenburg-Wilmersdorfer Kollege Klaus-Dieter Gröhler (CDU): „Ich bin sehr zuversichtlich, dass das wirklich was wird.“ Erst am Freitag habe er wieder mit Waiser gesprochen und sich überzeugen können, wie intensiv der die Planung vorantreibe. Ein städtebaulicher Vertrag über das Werbekonzept fürs Rad sei zwar noch nicht unterschrieben, „aber wir haben praktisch alle Differenzen ausgeräumt“, sagte Gröhler.

Ursprünglich sollte sich das Rad bereits in diesem Jahr drehen, dann war Ende 2010 der angekündigte Starttermin, nach dem letzten Stand ist es Mitte 2011. Geplant ist eine um zehn Meter abgespeckte Version mit schlichterer „Abflughalle“. Ursprünglich sollte das Rad 185 Meter hoch werden. Angeblich gibt es auch Altlastenprobleme, von Asbest ist die Rede, von Bodengutachten, von Streit um die Kosten. In der Arbeitsgemeinschaft City, in der Investoren und Geschäftsleute der West-City über Bauprojekte diskutieren, ist das Riesenrad ein heikler Punkt. Waiser möge sich offen über den Stand der Dinge äußern und sagen, wie es wirklich um das Bauvorhaben steht, heißt es.

Aus Sicht des Landes ist der aktuelle Stand der Dinge keineswegs beunruhigend: „Der Kaufpreis fürs Grundstück ist bezahlt“, hieß aus der Finanzverwaltung. Die 25 Millionen Euro wurden großenteils für den Umzug und Neubau des Zoo-Wirtschaftshofes verwendet. „Wir sind guter Dinge, dass da auch tatsächlich was passiert“, sagte ein Sprecher. Und da für das Areal ein „vorhabenbezogener Bebauungsplan“ gelte, könne auch nicht einfach etwas anderes als ein Aussichtsrad gebaut werden – selbst wenn es vielleicht einfacher zu realisieren wäre. Stefan Jacobs/Christian van Lessen

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