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Berlin: Großzügig als Mäzen, bescheiden als Mensch

Stephen Kellen ist tot. Er bewahrte den Geist weltläufigen Berlins im amerikanischen Exil

Sein Denkmal in Berlin steht schon. Es ist die American Academy, die Stephen M. Kellen, der am Mittwoch in New York gestorben ist, mit seinem Einsatz und seinen großzügigen Spenden von der Idee in die Wirklichkeit beförderte. Die große, schlossartige Villa am Wannsee wird das unübersehbare Zeugnis für die Hingabe bleiben, mit dem der New Yorker Bankier und Mäzen und seine Frau Anna-Maria die Verbindung zwischen Amerika und dem Land förderten, das sie verlassen mussten. Dem Land? Genauer war es doch Berlin, dem Stephen Kellens lebenslange, nie aufgekündigte Zuneigung galt. Er sagte von sich: „Ich bin ein guter New Yorker geworden und trotzdem ein treuer Berliner geblieben“. Und die Stadt Berlin wollte genau diese Verbundenheit würdigen, als sie ihm ihre höchste Auszeichnung, die Ernst-Reuter-Plakette, verlieh.

Stephen Kellen steht für ein Mäzenatentum, das so beeindruckend war, weil er es so diskret ausübte. Er ermöglichte die jährlichen Gastspiele der Philharmoniker in New York und stellte das Heine-Denkmal der Stadt wieder her. Dieser Philantrop von amerikanischem Format saß in den Aufsichtsgremien der Carnegie Hall wie der Nationalgalerie in Washington – und unterhielt zugleich ein enges, ganz persönliches Netzwerk, das ihn mit der Stadt seiner Geburt verband.

Dabei war der immer bescheiden auftretende Kellen ein überaus erfolgreicher Geschäftsmann. Er machte das Bankhaus Arnhold und S. Bleichröder, dessen Mitgesellschafter er seit 1940 war, zu einer internationalen Investmentbank, und war eine große Figur in der amerikanischen Bankenwelt. Er spielte eine Schlüsselrolle für das Engagement des amerikanischen Kapitals in Deutschland nach dem Krieg. Zugleich verkörperte er eine selbstverständliche Großzügigkeit, die nur vergleichbar war mit dem jüdischen Mäzenatentum im Kaiserreich und der Weimarer Republik.

Er war der beste Botschafter Berlins in New York, sagt Gary Smith, der Leiter der American Academy. Er war es, weil er jenes weltläufige, inspirierende Berlin in sich hatte, das uns heute in der Stadt so spürbar fehlt. Dass es allenfalls noch in Amerika gibt - dank Menschen wie Stephen M. Kellen.

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