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Ganz oder gar nicht: Künast setzt ungeachtet der Umfragen auf Sieg.

© dpa

Berlin: Grüne fallen in der Wählergunst erstmals hinter CDU Schlechteste Umfrageergebnisse seit Künasts Antritt

Henkel: „Wir haben uns Respekt zurückerarbeitet“

Bei Berlins Grünen macht sich ein trotziger Zweckoptimismus breit. „Wir lassen uns von Umfragen nicht wirr machen“, sagt Wahlkampfleiter Heiko Thomas am Sonntagmittag dem Tagesspiegel. Da sind gerade die jüngsten Zahlen von den Nachrichtenagenturen verbreitet worden. Und die geben den Grünen allen Grund, sich Sorgen zu machen. Nur 20 Prozent der Berliner Wähler würden danach für sie stimmen – und 23 Prozent für die CDU. Das ergab eine Emnid-Umfrage für die Zeitschrift „Focus“. Damit liegt die Partei mit Spitzenkandidatin Renate Künast, die sich lange auf dem zweiten Platz halten konnte, erstmals hinter der CDU. Die SPD mit Klaus Wowereit führt mit komfortablen 32 Prozent. Die Linke käme auf elf Prozent, FDP und die Piraten würden mit je vier Prozent den Einzug ins Abgeordnetenhaus verpassen.

Ähnlich düster für die Grünen – deren Spitzenkandidatin angetreten war, um Wowereit als Regierende Bürgermeisterin zu beerben – sah am Tag zuvor eine andere Umfrage aus. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hatte ermittelt, dass die Grünen Anhänger an die Piratenpartei verlören und nur auf einen Anteil von 19 Prozent kämen – fünf Punkte weniger als vor einem Monat und damit niedrigster Wert seit knapp zwei Jahren.

Einen Strategiewechsel wollen die Grünen trotz des Dämpfers weiterhin nicht vornehmen – obwohl ihre Spitzenkandidatin immer wieder deutlich gemacht hat, dass sie für einen Posten unterhalb der Regierenden Bürgermeisterin nicht zur Verfügung stehe und ein Abschneiden auf einem der hinteren Plätze in ihren Planungen eigentlich nicht vorgesehen war. Ungeachtet der schlechten Ergebnisse wiederholte Künast dies am Wochenende noch einmal: „Ich werde nicht Stellvertreterin von Wowereit“, sagte sie der „Bild am Sonntag“. Ihr Wahlkampfleiter findet immerhin einen Weg, dem Absinken auf 19 oder 20 Prozent noch etwas Gutes abzugewinnen: Im Vergleich zur vergangenen Abgeordnetenhauswahl vor fünf Jahren gehe es „auf jeden Fall nach oben“. Vor fünf Jahren hatten die Grünen allerdings gerade mal 13,1 Prozent der Stimmen bekommen und landeten auf Platz vier hinter der Linkspartei.

Bei der CDU löst der Aufschwung in der Wählergunst Freude aus: „Wir haben uns Respekt zurückerarbeitet“, sagt Spitzenkandidat Frank Henkel dem Tagesspiegel. Der CDU-Chef sieht eine wachsende Zustimmung zu seinen Schwerpunkten Bildung, Arbeit, Innere Sicherheit. Vorwürfe, seine Partei missbrauche die Autobrandstiftungen für den Wahlkampf, weist er zurück. „Wir dürfen das Thema nicht verschweigen, weil Wahlkampf ist.“

Was Umfragen für mögliche Koalitionen bedeuten? Da halten sich die Spitzenkandidaten allesamt zurück. „Es wäre respektlos gegenüber dem Wähler, wenn wir Umfragen wie Wahlergebnisse behandelten“, sagt Frank Henkel. Sein Ziel sei, mit den CDU-Themen das bestmögliche Ergebnis zu erlangen. Dazu gehörten auch der Ausbau der A 100, ein „klares Bekenntnis zu den Gymnasien“ und mehr Polizei. Ob diese Themen dann – was rechnerisch denkbar ist – mit den Grünen oder mit der SPD zu Koalitionsverhandlungen führen? „Da muss vieles stimmen“, sagt Henkel diplomatisch. Künast machte am Sonntag deutlich, dass sie inhaltlich mehr Gemeinsamkeiten mit der SPD sehe, aber nach der Wahl „selbstbewusst“ mit SPD und CDU sondieren werde. Der alte und wohl auch künftige Regierende Bürgermeister machte am Wochenende deutlich, dass für ihn am ehesten Grüne und Linke als Koalitionspartner in Frage kommen. Gegenüber der „B.Z.“ sagte Wowereit, er schließe eine Regierung mit der CDU zwar nicht aus. Das sei aber „schwer vorstellbar“, da „sich die CDU kaum erneuert hat“.

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