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Franziska Giffey kann sich als Bundesfamilienministerin und Berliner SPD-Chefin ins Gespräch bringen.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Grüne verlieren in Berlin, SPD holt auf: Fast alle kennen Franziska Giffey, nur wenige Bettina Jarasch

Berlins Grüne liegen in Umfragen vorn, doch der Vorsprung schmilzt. Ihre Spitzenfrau schneidet schwach ab. In der Kritik steht auch die Krisenpolitik des Senats.

Sieben Monate vor der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus bleiben die Grünen trotz Verlusten stärkste Kraft, die SPD mit ihre Spitzenkandidatin Franziska Giffey holt auf - und Rot-Rot-Grün hat weiter eine klare Mehrheit. Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten neuen „BerlinTrend“ hervor, einer repräsentativen Umfrage von infratest dimap im Auftrag der rbb-„Abendschau“ und der „Berliner Morgenpost“.

Demnach kämen die Grünen mit Spitzenkandidatin Bettina Jarasch auf 23 Prozent, wenn am nächsten Sonntag Wahl wäre. Das bedeutet im Vergleich zum vorherigen „BerlinTrend“ vor fünf Monaten ein Minus von 3 Prozentpunkten. Die SPD freut sich über einen Zuwachs von 3 Punkten auf 18 Prozent, die Linke mit ihrem Spitzenmann Klaus Lederer bleibt bei 15 Prozent. Macht zusammen für Rot-Rot-Grün unveränderte 56 Prozent.

Die CDU mit Spitzenkandidat Kai Wegner liegt als zweitstärkste Kraft weiterhin bei 22 Prozent. Die AfD verliert einen Prozentpunkt und kommt jetzt auf 9 Prozent. Die FDP schließlich verharrt bei 6 Prozent. Anders als bei der Umfrage im September hätte ein grün-schwarzes Bündnis keine Mehrheit, wohl aber neben Rot-Rot-Grün ein Dreierbündnis aus Grünen, CDU und FDP.

Das Ergebnis spiegelt ungefähr die Werte einer Civey-Umfrage für den Tagesspiegel Ende Januar wider: Auch da lagen die Grünen mit 22 Prozent vorn, die SPD kam allerdings nur auf knapp 17 Prozent. In der Summe ermittelte aber auch das Institut Civey für das rot-rot-grüne Lager einen Stimmenanteil von 56 Prozent.

Wegner, Jarasch: Ohne Regierungsamt ist's schwer

Sollten die Grünen am 26. September stärkste Kraft werden, könnte deren Spitzenkandidatin Jarasch Regierende Bürgermeisterin werden. Allerdings schneidet sie bei der Frage nach der Zufriedenheit mit dem politischen Personal schlecht ab: Nur 10 Prozent der Befragten zeigten sich in der Umfrage zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrer Arbeit.

Bisher blass: Die Grünen-Spitzenkandidatin Bettina Jarasch.
Bisher blass: Die Grünen-Spitzenkandidatin Bettina Jarasch.

© imago/photothek

Sogar 81 Prozent der Grünen-Anhänger sagten dem rbb zufolge, sie würden die Spitzenkandidatin ihrer Partei gar nicht kennen oder könnten ihre Arbeit nicht bewerten. Insgesamt kennen demnach 24 Prozent der Befragten die Grünen-Spitzenkandidatin.

Wenig besser sieht es bei CDU-Landeschef Wegner aus, dem man ebenfalls anmerkt, dass er kein Regierungsamt innehat, in dem er punkten könnte: 13 Prozent sind mit ihm zufrieden oder sehr zufrieden. Mehr als die Hälfte der CDU-Anhänger kenne ihn aber gar nicht, berichtete der RBB.

Giffeys Zugkraft: Sie ist bei 80 Prozent der Leute bekannt

Wesentlich besser steht SPD-Spitzenkandidatin Giffey da. Die Bundesfamilienministerin und SPD-Landesvorsitzende ist der Umfrage zufolge 80 Prozent der Wählerinnen und Wähler bekannt. Zudem rangiert sie mit einem Zufriedenheitswert von 46 Prozent deutlich an erster Stelle der Spitzenkandidatinnen und -kandidaten. Nur der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD), der nicht noch einmal antritt, liegt mit 51 Prozent noch besser. Mit dem Linken Lederer, der Kultursenator ist, zeigen sich 32 Prozent zufrieden oder sehr zufrieden.

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Allerdings könnte die Coronakrise noch zu einem Problem für die Regierungsparteien werden. Denn die Umfrage deutet auf einen Stimmungsumschwung hin: 56 Prozent der Befragten sind demnach mit dem Krisenmanagement des Senats unzufrieden, das sind 23 Punkte mehr als noch im September. Hingegen sind nur noch 43 Prozent zufrieden, 22 Punkte weniger als bei der letzten Erhebung.

CDU mit 25 Prozent stärkste Kraft im Westen Berlins

Ein genauerer Blick auf die Zahlen verrät nach Angaben der „Berliner Morgenpost“, dass der Schwenk weg von den Grünen und hin zur SPD nicht überall gleich ausgeprägt ist. Während sich demnach in den östlichen Bezirken im Vergleich zur September-Umfrage fast nichts bewegt hat, gab es Verschiebungen im Westteil. Hier legte die SPD um 5 Prozentpunkte auf 19 Prozent zu. Die Grünen gaben im Westen 6 Punkte ab und rutschten hier mit 24 Prozent knapp hinter die CDU, die im Westen jetzt mit 25 Prozent stärkste Kraft ist.

Für den repräsentativen Berlin Trend hat Infratest dimap zwischen dem 16. und 20. Februar 1007 wahlberechtigte Berliner am Telefon befragt. (Tsp, dpa)

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