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Grüne Woche: "Der Verdauungsschnaps bringt nichts"

Schlemmen auf der Messe: Ernährungsberaterin Sass rät, wie man mit den Verlockungen umgehen sollte

1586 Aussteller locken mit 110 000 Spezialitäten. Für alle, die möglichst viel davon probieren wollen, einige Ratschläge:

Was ist das oberste Gebot für Besucher der Grünen Woche, die richtig schlemmen wollen?

Ich empfehle: Hände weg von rustikalen Pfannengerichten. Angebote wie spanische Tortilla klingen zwar verlockend, aber das viele Fett macht nur müde und bewegungsfaul. Lieber ein kleines Emu-Steak mit Salat probieren, das Eiweiß kann der Körper gut verwerten.

Muss ich mich vorbereiten?

Wer alles auf einmal erleben will, braucht einen guten Plan. Die Grüne Woche hat eine sehr gute Webseite. Dort kann man herausfinden, was einen interessiert und die Länder direkt ansteuern, anstatt sich von den ganzen verschiedenen Gerüchen verlocken zu lassen. Verlockungen gibt es viele auf der Messe.

Und welchen davon darf man nachgeben?

Den kleinen. Kostproben reichen, um einen Eindruck zu bekommen und Anregungen für die eigene Küche mitzunehmen. Spannend ist beispielsweise das Nacheifern mediterraner Kost mit niedersächsischen Tapas. Ja wie soll das denn bitte gehen? Niedersachsen machen diese kleinen spanischen Traditionsspeisen? Das klingt interessant.

Nun habe ich doch nicht an den Pfannengerichten vorbeigehen können und bin müde. Was mache ich, um wieder in Schwung zu kommen?

Fitness-Programm, wie es auf einigen Bühnen angeboten wird, bringt in jedem Fall nichts. Mit vollem Magen kann man keinen Sport machen. Wer erst einmal müde ist, den rettet nur noch moderate Bewegung an frischer Luft, zum Beispiel im Garten der Messehallen.

Oder eine Tasse Kaffee trinken?

Ob in dem Moment eine Tasse Kaffee hilft, hängt von dem Hormon Adenosin im menschlichen Gehirn ab – dem sogenannten Müdigkeitsfaktor. Für die Verdauung der Mahlzeiten verbrauchen unsere Zellen viel Energie. Man wird müde. Nun setzt sich Adenosin an bestimmten Andockstellen fest und blockiert die Ausschüttung aller belebenden Botenstoffe. Koffein besetzt genau dieselben Rezeptoren wie Adenosin. Trinkt man also nach dem Essen noch vor der aufkommenden Müdigkeit eine Tasse Kaffee, werden diese Andockstellen zuerst vom Koffein besetzt. Sind die Rezeptoren erst vom Koffein blockiert, kann das Adenosin seine beruhigende Wirkung nicht mehr entfalten und die aufmunternde Wirkung koffeinhaltiger Getränke setzt ein.

Das klingt sehr abstrakt.

Ist es ja auch. Kaffee hebt die Stimmung und fördert die gute Laune. Es ist ein Wachmacher, was nicht bedeutet, dass er uns den Schlaf raubt. Ist man bereits müde, kann man so viel Espresso trinken, wie man will, man schläft trotzdem ein.

Und der Verdauungsschnaps?

… der bringt nichts. Schnaps hilft zwar bei der Verdauung, weil Alkohol die Magensaftproduktion anregt, aber genau der Alkohol setzt sich mit seinen Kilokalorien als Erstes auf die Hüften.

Und wenn mir völlig egal ist, ob ich zunehme und ich einfach nur möglichst viel essen will auf der Grünen Woche?

Dann kann man natürlich auch vor Messebesuch kontinuierlich den Essenskonsum steigern.

… und so den Magen weiten?

Wenn man schrittweise mehr isst, schafft man nach einer Woche mehr. Aber dann nimmt man natürlich auch zu.

Und wie ist das mit dem Trinken: Was darf ich, worauf muss ich verzichten?

Auf gar nichts. Aber jedes zweite Glas sollte ein Wasser sein. Da man das nicht bezahlen will, hat man am besten eine große Flasche in der Tasche.

Welcher Alkohol eignet sich am besten für einen Messebesuch?

Bier ist ein siliziumhaltiger Gerstensaft und der ist bis auf den Alkohol sehr gesund. Er enthält B-Vitamine und Folsäure. Außerdem wird man von Bier nicht so schnell müde. Ganz im Gegensatz zu Wein oder Prosecco. Dort hat der Alkohol einen wesentlich höheren Prozentanteil. Alkohol senkt die Glucosebildung, der Blutzucker fällt, Hunger kommt auf. Ein Glas Rotwein entspannt und hilft beim Einschlafen.

Mehr Informationen unter

www.gruenewoche.de und www.sport-gesundheitspark.de

Karen Sass, 45, ist Ernährungswissenschaftlerin und -beraterin im Sport-Gesundheitspark Berlin e.V.

Das Interview führte Franziska Klün

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