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Adler

© Uwe Steinert

Grüne Woche: Vier Kilo Vogel, bitte!

Seit Freitag kamen schon mehr als 100.000 Besucher zur 73. Grünen Woche. In Halle 26a kann man Falken tragen, Adler bestaunen und Wildschweine abknallen – auf dem Bildschirm.

Wanda hält den Kopf schief und blinzelt misstrauisch: Soll sie auf die Hand steigen, die ein wenig zitternd vor ihr schwebt, oder soll sie nicht? Gutes Zureden von Falkner Bernd Wesener, 48, und Wanderfalke Wanda hüpft schließlich doch vom Holzklotz auf die Hand. Dort sitzt sie dann, 800 Gramm schwer, mit glänzendem grauen Gefieder und stolzem Blick. Dass ihre Krallen zwei lange blutige Kratzer auf der Hand hinterlassen, was soll’s! Denn: Kühe füttern, Schweinchen streicheln, alles schön und gut, aber wann bitte hat man mal einen Falken auf dem Arm? Die Antwort: Am Sonntagmorgen, auf der Internationalen Grünen Woche, in Halle 26a.

Dort findet die Sonderschau „Natur erleben – Jagen und Angeln“ statt und dort sitzen Wanda und ihre Kollegen, der Uhu Betty, der amerikanische Wüstenbussard Harry und Steinadler Heino – der eigentlich auch ein Weibchen ist – angebunden auf Holzklötzen. Am frühen Sonntagvormittag drängen sich schon dutzende Besucher um die großen Vögel, knipsen sie verstohlen mit ihren Handykameras (denn eigentlich sollten sie für jedes gemachte Foto ein paar Euro spenden) und lachen ängstlich, wenn die vier Kilogramm schwere Adlerdame Heino mal mit den großen Flügeln schlägt. Nur Christian Köpernick, 11, sagt staunend: „Boah!“. Adler sind seine Lieblingstiere. „Die sind so groß und elegant.“ Trotzdem: Anfassen möchte er Heino nicht, sagt er, „lieber nur angucken“.

Weniger abenteuerlich und weitaus unaufgeregter dümpeln die Fische im 10 000-Liter-Aquarium des Verbandes Deutscher Sportfischer (VDSF) nebenan. Am frühen Sonntagmorgen steht Wolfgang Düver, Sprecher des Verbandes, vor dem Wasserbecken. Aus der benachbarten Halle 25 dringt lautes Pferdewiehern, doch die Hechte, Störe und Barsche im Becken stört das nicht. „Das Glas des Aquariums ist sechs Zentimeter dick“, sagt Wolfgang Düver. Das heißt: die Fische bekommen vom Lärm in den Messehallen so gut wie nichts mit. Sie lassen sich entspannt weitertreiben, Maul auf, Maul zu, blubb. Während um sie herum alle Welt auf der Grünen Woche schlemmt, bekommen sie die ganzen zehn Messetage lang nichts zu essen – damit ihr Kot nicht das saubere Wasser verdreckt. Allerdings lässt sich ein echter Hecht das Jagen nicht verbieten. Ab und an verschlingt der Raubfisch einen der anderen Fische. Wolfgang Düver schmunzelt und sagt: „Wir zählen die Fische nicht täglich nach.“

Angeln, so erklärt Düver, sei in Deutschland ein beliebter Sport, die Mitgliederzahlen im VDSF sind seit Jahren konstant. Auch Detlef Noack, 62, aus Zossen liebäugelt mit dem Hobby. Mit verschränkten Armen steht er vor den großen Plakaten mit Abbildungen verschiedener Fischarten und grübelt. „Ich bin beruflich viel mit dem Auto unterwegs“, sagt er. „Angeln kann da ein sehr beruhigender Ausgleich sein.“ Ein Fisch, der ihm besonders gut gefällt, ist der längliche Steinbeißer. „Den esse ich gerne“, sagt Noack und lacht.

Dass es beim Jagen und Angeln auch ums Essen geht, ist in Halle 26a ganz klar zu erkennen. Am Stand des Jägerlehrhofs aus Damm-Malchow kann man an einer Laserschießanlage Wildschweine erlegen. Die rennen auf dem Bildschirm zuhauf über saftig grüne Waldlichtungen und fallen – gesetzt den Fall, man trifft – mit einem lauten Quieken auf die Seite. Am Imbiss nebenan kann man gleich darauf frisch zubereitetes Wildfleisch probieren. Fast wie im richtigen Jägerleben.

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