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Berlin: Grüner Wahlkampf im Bordell Fraktionschefin Klotz

diskutiert mit Huren

Von Sabine Beikler

Der Abend läuft nicht gut. „Noch keinen Gast gehabt“, sagt Sarah, 27, schlank, wasserstoffblond und taxiert die „Gäste“. Auf dem Tisch vor ihr liegt ein grünes Päckchen mit „Merkel verhüten“ vorn und „Guido verhüten“ hinten drauf. Kondompäckchen, das grüne Frauen und die Fraktionschefin Sibyll Klotz auf Wahlkampftour durch das Wilmersdorfer Edel-Bordell „Café Pssst“ am Donnerstag kurz vor Mitternacht verteilt haben. Sarah interessiert das Wahlkampfgeschenk nicht. Und grün wählen wird sie auch nicht. Merkel als Kanzlerin wäre eine Alternative – „aber nur mit einem Jahr Probezeit“.

Klotz spricht mit Bordell-Chefin Felicitas Schirow über das Prostitutionsgesetz. Seit 2002 gilt Prostitution nicht mehr als „sittenwidrig“. Schirow macht sich auch nicht mehr der „Förderung der Prostitution“ strafbar: Legal führt sie eine „Anbahnungsgaststätte für sexuelle Dienstleistungen“. Die Dienstleistung „vollziehen“ können die Frauen in einem der neun Zimmer im Hinterhaus: Eine Stunde kostet 125 Euro, 30 Euro davon zahlen die Frauen an Miete, der Rest gehört ihnen.

Dass die CDU/CSU das Prostitutionsgesetz kippen will, findet Klotz „unmöglich. Die Prostitution ist durch dieses Gesetz ein Stück weit aus der Doppelmoral herausgeholt worden“. Sarah sieht das zwiespältiger. „Ich bin als Selbstständige beim Finanzamt gemeldet“, sagt sie. Aber „im Härtefall“ stünde sie doch wieder als „dumme Kuh“ da. „In den Köpfen“ werde Prostitution immer noch geächtet.

Am Freitag starteten die Grünen offiziell mit dem Wahlkampf. „Wir wollen drittstärkste Kraft auf Bundesebene bleiben“, sagt Spitzenkandidatin Renate Künast. Das Wahlkampfteam sei hoch motiviert. Da nickt die auf Listenplatz drei kandidierende Sibyll Klotz – wenn auch ein bisschen müde.

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