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GRÜNES Rathaus (10): Künast-Kolumne: Die Mailbox

Was hätte Renate Künast als Regierende zu erzählen? Stefan Stuckmann erfindet ihre Briefe an die Wähler.

Liebe Berlinerinnen, liebe Berliner,

ein frohes neues Jahr! Und dann gleich das Wichtigste: Ich mach’s nicht! Außerdem verbietet es der Respekt vor dem Amt des Bundespräsidenten, jetzt schon über mögliche Nachfolgerinnen zu sprechen. Denn egal was die Zeitungen schreiben, Deutschland hat immer nur einen Bundespräsidenten, und im Moment heißt er Christian Wulff – den ich als Menschen kenne, der jedes seiner Ämter stets bemüht und im Rahmen seiner Möglichkeiten ausübt.

Und mal ganz abgesehen von diesen Umfragen, nach denen sich 85 Prozent der Deutschen mich als Bundespräsidentin wünschen: Ich bin mir gar nicht sicher, ob meine eigene Vergangenheit einem Leben als oberstes Vorbild im Land nicht im Wege stehen würde. Dass ich damals, in der BSE-Krise, hochrangigen Fleischmanagern abgetrennte Rinderköpfe ins Bett gelegt habe, hat Ihnen zwar die Salami gerettet, gilt aber wohl immer noch als unpräsidiabel. Das Gleiche bei meinem Mann: Ich liebe ihn sehr, aber was der in den Achtzigern gemacht hat? Ich habe keine Ahnung! Nein, mein Job hier in Berlin ist der beste der Welt, und ich sehe keinen Grund, ihn für irgendetwas aufzugeben.

Andererseits: Ich hab ja nebenbei noch ein bisschen Zeit. Was Wowi in zwölf Stunden gemacht hat, schaffe ich meist in drei, und selbst das ist nur die offizielle Version. Wer sagt denn, dass ich nicht eigentlich schon in zwei fertig bin und dann einfach eine Stunde joggen gehe? Na gut, erwischt. Wenn also – rein theoretisch – eine Situation eintreten sollte, in der der Job im Schloss frei wird und der Ruf des Volkes immer noch laut durch mein Fenster schallt, dann wäre ich eventuell bereit, die Sache nebenbei zu machen. Ich bin die Strecke vom Rathaus zum Schloss Bellevue auch gerade gestern mal zufällig abgefahren: Mit meinem eBike schaffe ich das in neun Minuten, und wenn ich das Tandem nehme, kann ich nebenbei Pressegespräche führen.

Eine Sache würde ich Ihnen dann aber doch gerne vorher gestehen: Kurz vor Weihnachten habe ich Alice Schwarzer spät am Abend auf die Mailbox gesprochen und mit juristischen Schritten gedroht, falls sie mein Apfelkuchen-Rezept „Zimt-Wölkchen“ veröffentlicht. Das hatte ich eigentlich Springer-Chef Matthias Döpfner gemailt, um mich für die Tasse Mehl zu bedanken, die ich mir von seiner Frau geliehen habe, dann aber das gesamte Adressbuch in Kopie gesetzt. In einer früheren Stellungnahme habe ich fälschlicherweise geschrieben, ich hätte die Tasse Mehl gefunden. Für diesen Fehler möchte ich mich bei Ihnen entschuldigen und Sie zur Wiedergutmachung auf ein Zimt-Wölkchen einladen. Ich weiß noch nicht, wo wir das Ganze stattfinden lassen, denn hier im Rathaus ist es ja doch sehr eng. Aber ich habe schon eine Idee ...

Bis bald, Ihre

Renate

Stefan Stuckmann

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