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GRÜNES Rathaus (13): Künast-Kolumne: Abflug

Was hätte Renate Künast als Regierende zu erzählen? Stefan Stuckmann erfindet ihre Briefe an die Wähler.

als mir mein Verkehrssenator Andreas Baum diese Woche beim Mittagessen auf einer Serviette die neuen Flugrouten für unseren Großflughafen aufgemalt hat, ist mir schmerzlich bewusst geworden, dass ich von Flugrouten keine Ahnung habe. Für mich sehen die alle gleich aus. Weil ich mehr der praktische Typ bin, habe ich dann beschlossen, die Flugrouten einfach mal abzufliegen. Vorher habe ich natürlich eine ordentliche Pilotenlizenz bei einer Online-Flugschule ins Botswana erworben. Von wegen keine Internetkompetenz! Die fünf verpflichtenden Flugstunden am Microsoft Flight Simulator durfte ich freundlicherweise auf Baumis Notebook ableisten – auf meinem fehlt leider ein Treiber, und im Diskettenlaufwerk steckt immer noch die Scheibe Knäckebrot vom Landesparteitag 2011. Schönen Dank nochmal, Dirk Behrendt!

Nachmittags bin ich dann startklar. Der Mann von der Flugbereitschaft schaut zwar skeptisch auf meinen frisch gedruckten Flugschein, lässt sich aber von meinem selbst gebastelten Bürgermeisterinnen-Ausweis überzeugen. Der Trick hat schon in der Videothek funktioniert, obwohl „Hollow Man“ dann doch kein Dokumentarfilm über Datenschutz war, wie Christopher Lauer behauptet.

Und dann: Berlin von oben. Wunderschön. Ich kenne es ja sonst nur seitlich, aus dem ICE-Fenster betrachtet oder von meinem eBike. Nach ein paar Minuten habe ich mich an den Airbus gewöhnt und gleite im Sinkflug über Steglitz, wo die Solarzellen auf dem energetisch sanierten Bionadepinsel in der Sonne leuchten. Dann klappe ich das Fahrwerk aus, täusche eine Landung an und starte sofort wieder durch. Baumi steht inzwischen am Müggelsee, um mit seinem iPhone und dem Kanarienvogel seiner Mitbewohnerin die Lärmbelästigung zu messen. Eventuell bin ich ein wenig zu tief, aber wahrscheinlich musste der Baum ohnehin da weg. Als ich Baumi anrufe, um erste Ergebnisse abzufragen, kann er mich leider nicht verstehen und schreit etwas von einem lauten Pfeifen, das er hört. Dass diese iPhones aber auch immer Probleme machen! Stattdessen schicke ich ihm eine Foto-SMS von mir mit Kapitänsmütze, trinke noch schnell einen Tomatensaft und bin gerade rechtzeitig zurück am Steuer: Jetzt kommt Polen, und mein Pilotenschein gilt ja nur in Ländern mit Anfangsbuchstaben von A bis L – war billiger so.

Später erzählt mir Baumi dann, dass er beim Warten einen längst für ausgestorben gehaltenen Müggelkäfer gesehen hat, ihn aber vor Schreck sofort zertreten hat. Ich fahr gleich noch mal raus und schaue, ob ich nicht noch einen finde. Dann könnte man das Fluglärmproblem noch mal ganz grundsätzlich angehen ...

Bis bald, Ihre

Renate

Stefan Stuckmann

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