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Der grüne Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele will auch am Samstag zur Berliner Anti-AKW-Demonstration kommen.

© dapd

Hans-Christian Ströbele: "Grüne demonstrieren auch ohne Wahlkampf gegen Atomkraftwerke"

Vor der Berliner Anti-Atomkraft-Demo am Samstag stellt der grüne Bundestagsabgeordnete Ströbele klar, warum er seit Jahrzehnten gegen Atomkraft kämpft und ob das Leid der Menschen in Japan hierzulande verdrängt wird.

Herr Ströbele, gehen Sie morgen zur Anti-AKW-Demonstration?

Aber selbstverständlich. Ich gehe seit Jahrzehnten zu fast allen Anti-AKW-Demonstrationen in meiner Nähe. Das werden wohl bisher bald 100 Demos gewesen sein. Vorher werde ich im Rahmen einer Obstbaum-Pflanz-Aktion im Görlitzer Park einen Apfelbaum pflanzen.

Die Anti-AKW-Bewegung hat durch die Katastrophe in Japan wieder Auftrieb erhalten. Und es passt auch gut in den Wahlkampf der Grünen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und auch in Berlin, oder?

Die Grünen demonstrieren gegen AKW auch, wenn kein Wahlkampf ist und haben das immer getan. Die Grünen waren immer Teil der Anti-AKW-Bewegung, ohne die es die Grünen so nicht gegeben hätte. Der GAU in Japan hat die Gefährlichkeit der Atomkraft wieder einmal gezeigt. Deshalb muss mit der Atomkraft schnell Schluss sein. Diese Demonstrationen sind für mich das Einläuten des schnellen Ausstiegs.

Aber völlig losgelöst vom Wahlkampf agieren auch die Grünen nicht, Herr Ströbele.

Ich war in Tübingen und habe dort Wahlkampf gemacht. Wir gehen nicht hier in Berlin demonstrieren, weil wir meinen, damit mehr Stimmen am Sonntag in Baden-Württemberg oder Rheinland-Pfalz zu erhalten. Wir lassen nicht locker und nutzen die Situation, dass alle Parteien endlich über einen schnelleren Ausstieg nachdenken. Auch wenn ich das der CDU und der FDP nach den Äußerungen von Herrn Brüderle nicht abnehmen kann. Der war wohl falsch beraten, jetzt auch noch zu leugnen, was alle wissen.

Warum spricht kaum jemand während der Debatte über Laufzeiten in Deutschland über die Opfer in Japan? Sind die Deutschen zu selbstbezogen?

Die japanische Regierung hat selbst proklamiert, dass sie mit den Folgen der Katastrophe allein fertig werden will. Wir bieten wirklich jede Hilfe an. Ich höre täglich Nachrichten und bin entsetzt darüber, dass in den AKW immer noch Menschen arbeiten, die stark verstrahlt werden. Das erinnert mich an Tschernobyl, wo Arbeiter ihr Leben riskiert hatten. Es gibt auch einen Unterschied zu dem Erdbeben in Haiti oder dem Tsunami in Indonesien. Das sind arme Länder. Das reiche Japan will den Aufbau selbst schaffen.

Was unternehmen die Grünen für humanitäre Maßnahmen?

Wir unterstützen alle Hilfsaktivitäten und Spendensammlungen. Wenn die Japaner Hilfe haben wollen und brauchen.

Das Gespräch führte Sabine Beikler.

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