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Berlin: GSW-Chef verteidigt Börsengang

Parlamentarier streiten über Verkaufspläne

Von Fatina Keilani

Vor dem umstrittenen Börsengang des Wohnungsunternehmens GSW warb gestern dessen Vorstandschef Thomas Zinnöcker im parlamentarischen Bauausschuss für das Vorhaben – unterstützt vom Linken-Politiker Uwe Doering. Der Bauausschuss hatte Zinnöcker sowie den Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, Reiner Wild, zur Anhörung geladen. Der Senat will zwar dem Börsengang der GSW zustimmen, sich aber mit den Stimmen des Parlaments absichern – obwohl er das gar nicht müsste. Am Montag soll in einer Sondersitzung abgestimmt werden. Hierbei dürfte es, wie berichtet, ungewohnte Allianzen geben: Linke und FDP unterstützen bisher den Börsengang des Unternehmens, das vom Land im Jahr 2004 an Finanzinvestoren verkauft wurde. Die SPD ist geteilter Meinung, Grüne und CDU sind dagegen.

Der Zeitpunkt für einen Börsengang sei günstig, meint Zinnöcker, und die Krise helfe dabei: „Seit der Finanzkrise wächst das Interesse an wertstabilen Anlagen und an Wohnimmobilien.“ Man gehe davon aus, eine regelmäßige Dividende zahlen zu können.

Das gehe auf Kosten des Unternehmens, kritisierte Mieterschützer Reiner Wild. Man sehe an der Gagfah, wie ein ehemals staatliches Unternehmen ausblute, weil trotz schlechten Börsenkurses Dividenden gezahlt würden. Das treibe auch die Mieten nach oben. Wild kritisierte außerdem, dass Berlin keine Alternativen geprüft habe. Anfragen eines niederländischen Investors, der die GSW als Ganzes kaufen wollte, seien von der Finanzverwaltung nicht einmal beantwortet worden. Und: „Vielleicht hätte man in den Verhandlungen mehr herausholen können, zum Beispiel mehr Geld und eine Verlängerung des Mieterschutzes.“

Bis 2014 gilt ein besonders vereinbarter Mieterschutz; was danach sei, müsse man nach dem Börsengang sehen, sagte GSW-Mann Zinnöcker.

Der Linken-Politiker Doering wies darauf hin, dass die GSW auch ganz ohne Zustimmung des Senats die Hälfte des Unternehmens verkaufen könnte. Deshalb sei die gewählte Variante besser: Sie bringe 30 Millionen Euro in den Landeshaushalt und weitere Zusicherungen wie etwa die, dass das Unternehmen als Ganzes erhalten bleibt und weiter in Berlin sitzt. „Es wäre deshalb sträflich, sich diesem Weg zu verweigern“, so Doering.

Im Juni 2004 war die damals städtische Wohnungsgesellschaft für 405 Millionen Euro an die Finanzinvestoren Cerberus und Whitehall verkauft worden – mit Zustimmung von SPD, Linken, CDU und FDP. Die GSW galt als fast pleite. 2009 bekamen die Eigner einen Gewinn von 400 Millionen Euro ausgeschüttet. Die Käufer verpflichteten sich, die Anteile an der GSW für mindestens zehn Jahre zu halten. Nun möchten sie sie vorzeitig verkaufen. Fatina Keilani

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