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Berlin: Guck mal, wer da klingelt

Bettina Lengwenat kann man im Advent als Engel mieten – samt ihrem Bruder, dem Weihnachtsmann

Der Engel trägt Schwarz. Und ein Piercing in der Augenbraue, wenn er inkognito unterwegs ist. Und das ist er meistens. „Ich bin eben kein Alltagsengel“, sagt Bettina Lengwenat. Sie ist 30 Jahre alt, Studentin der Religionswissenschaften mit zwei Nebenjobs: Bürohilfe das ganze Jahr über, Weihnachtsengel im Dezember. Am Nikolaustag und zu Heiligabend zieht sie von Haus zu Haus – als Begleiterin ihres Bruders Hartmut, der den Weihnachtsmann macht. Sie: ganz in Weiß und Gold. Ohne Piercing.

Beide arbeiten für die Studentenvermittlung Heinzelmännchen. Doch für Bettina Langwenat ist die himmlische Rolle nicht nur ein Job, sondern beinahe eine Art Mission. „Ich würde den Kindern gern den Zauber der Weihnacht erhalten“, sagt sie. Dafür nimmt sie Einiges in Kauf, etwa ständiges Versteckspielen und plötzliches Abtauchen. Denn kein Kind soll sehen, wie sie ihre Flügel auf der Straße an- und auszieht. Das muss sein, Flügel und ein Anschnallgurt im Auto passen einfach nicht zusammen.

Mit sechs oder sieben Jahren verlieren Kinder den Glauben an den Weihnachtsmann und seinen Engel langsam, hat Bettina beobachtet. Aber Heiligabend kommt er noch einmal zurück – wenn denn der Weihnachtsmann groß und breit vor ihnen steht. „Oft bleiben sie dann vor lauter Respekt auf Distanz.“ Zu dem glitzernden, weißen Engel fassen die Kinder viel schneller Vertrauen. Dann nimmt Bettina sie an die Hand und führt sie zu dem Mann im roten Mantel. Vor allem die kleinen Mädchen sind fasziniert von ihrem funkelnden Kostüm.

„Ich liebe das Verkleiden und Rollenspiele,“ sagt Bettina Lengwenat. Mit 16 hat sie sich das erste Mal am Heiligen Abend kostümiert, nicht als Engel, sondern als Weihnachtsmann. „Da hatte ich keine Lust mehr auf Weihnachten mit den Eltern und habe stattdessen mit einer Freundin kostümiert alle unsere Freunde besucht.“ Von Glienicke bis Tempelhof kreuz und quer durch Berlin. Erst nach Mitternacht war sie wieder zu Hause – und hat sich doch noch über eine verspätete Bescherung gefreut. „Das war ein besonders schöner Heiliger Abend“, sagt sie. Und doch dauerte es lange, bis sie sich wieder zu Weihachten verkleidet hat. Erst im vergangenen Jahr begann ihre Laufbahn als professioneller Weihnachtsengel. Den Anstoß gab ihr Bruder, der schon im Jahr zuvor den Job als Weihnachtsmann angefangen hatte.

Hartmut und Bettina gibt es übrigens nur im Doppelpack zu buchen. Einzelauftritte kommen für den Engel nicht in Frage. Einfach sicherheitshalber. „Sonst gerät man nachher noch an einsame ältere Herren, die herausfinden wollen, was der Engel sonst noch alles kann.“

Eine Bescherung mit Bettina und Hartmut Lengwenat oder ihren Kollegen kann man über die Arbeitsvermittlung Heinzelmännchen buchen, Telefon 84 31 22 22 oder www.studentenwerk-berlin.de/jobs/weihnachtsmann

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