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rdeVerhängt. Die Gudvanger Straße wurde nach einem Gerichtsentscheid nicht mehr als Spielstraße ausgewiesen.

© Doris Spiekermann-Klaas

Gudvanger Straße in Berlin-Prenzlauer Berg: Nicht alle im Kiez mochten die Spielstraße

Auf der Gudvanger Straße in Prenzlauer Berg können die Kinder jetzt dienstags nicht mehr spielen. Die Reaktionen im Kiez auf das Aus für die Spielstraße sind gemischt.

Nass glänzt der Asphalt der Gudvanger Straße, Menschen mit Regenschirmen hasten vorüber, Autos rollen vorbei. Nichts erinnerte am Dienstag daran, dass der Straßenabschnitt in Prenzlauer Berg direkt am Humannplatz seit Ende Mai jeden Dienstag von 10 bis 18 Uhr eine temporäre Kinderstraße war. In diesen acht Stunden durften hier Autos weder durchfahren noch parken. Kindern sollte damit das unbehelligte Spielen ermöglicht werden. Die Begründung: Es gäbe in dem Bereich des Bezirks zu wenig Spielplatzflächen. Doch das Projekt, das auf Initiative einiger Kitas entstanden und einstimmig von der Bezirksverordnetenversammlung Pankow abgesegnet worden war, fand nun ein plötzliches Ende: Eine Anwohnerin klagte und bekam im Eilverfahren vom Berliner Verwaltungsgericht recht. Bei den Anwohnern ist die Stimmung zu der Entscheidung des Gerichts gespalten. Es gibt Befürworter der Initiative wie auch Gegner.

Klar ist, mit ihrer Klage steht die Anwohnerin nicht allein da. Thomas Saalman wohnt gleich um die Ecke. „Ich habe gar nicht verstanden, warum die Kinder auf dem Asphalt spielten, wo doch genau gegenüber der Park zum Toben lockte.“ Der 42-jährige Anwalt bezieht sich auf den weitläufigen Humannplatz, der neben Liegeflächen auch mit einem großen Spielplatz aufwartet. Auch Sieglinde Herbst steht der Kinderstraße kritisch gegenüber. „Der Park verursacht schon genug Lärm, die schreienden Kinder jeden Dienstag waren mir schlichtweg zu viel“, sagt die 72-Jährige.

Einige vermissen den Kinder-Dienstag

Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die den Kinderdienstag vermissen werden. So auch Claudia Arlt. Die Erzieherin findet es schade, dass das Projekt der Kinderstraße untersagt wurde. „Ich hatte mich über die Initiative gefreut, endlich gab es auch hier im Kiez, so wie in Kleinstädten, an einem Nachmittag eine Straße, die den Kindern, nicht den Autos, vorbehalten war.“ Für die 28-Jährige kommt der Beschluss des Verwaltungsgerichtes jedoch nicht überraschend. „So etwas passiert doch dauernd in letzter Zeit. Etwas Kreatives wird geschaffen und kurze Zeit später wieder verboten.“

Kreativ und schnell wollte der Bezirk Pankow in seinem Bemühen sein, mehr Spielmöglichkeiten für Kinder zu schaffen. So sagte es Bezirksstadtrat Torsten Kühne (CDU), nachdem die Verwaltungsgerichtsentscheidung bekannt geworden war. Denn in der Gegend gibt es viel zu wenig Spielplätze. Kühnes Angaben zufolge muss nach dem Spielplatzgesetz ein Quadratmeter Spielfläche pro Einwohner bereitstehen; in diesem Bereich von Prenzlauer Berg wird noch nicht einmal ein Drittel davon erreicht.

Das Deutsche Kinderhilfswerk hat das Projekt Spielstraße von Anfang an begleitet und mit 5000 Euro unterstützt. Damit konnten Spielgeräte angeschafft und Honorare für Aufsichtspersonen gezahlt werden. „Wir fanden den Modellcharakter des Projekts wichtig“, sagt Kinderhilfswerk-Sprecher Uwe Kamp – auch für andere Berliner Plätze. In den vergangenen Jahren hätten sich allgemein die Bedingungen für Kinder, draußen zu spielen, drastisch verschlechtert. Mit einer temporären Spielstraße hätten sich die Kinder zumindest vorübergehend die Straße zurückerobern können. Der Bezirk solle auf jeden Fall Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht einlegen, sagt Kamp. Jetzt ist die Gudvanger Straße wieder permanent eine normale verkehrsberuhigte Straße; Autos dürfen nicht schneller fahren als Schrittgeschwindigkeit. Das blaue Schild weist zwar darauf hin, dass Kinder eigentlich dort spielen dürfen. Aber das sollte man ihnen nicht raten. Es würde für sie gefährlich. Die Autos halten sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung.

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