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Gundula Fehmer, Geschäftsführerin der Garten- und Landschaftsbau-Firma Fehmer GmbH.

© promo

Gundula Fehmer leitet Berliner Gartenbaufirma: Erst Rechtsanwältin, dann Chefin im Familienunternehmen

Ihr Vater holte Gundula Fehmer Anfang der 90er in seine Gartenfirma, die Fehmer GmbH. Längst ist sie aus seinem Schatten getreten.

Eine der wichtigsten Entscheidungen in ihrem Leben hat Gundula Fehmer mit Anfang 30 getroffen: Übernimmt sie die Kanzlei, in der sie bereits als Anwältin arbeitete oder steigt sie in das Familienunternehmen ein?

Fehmer machte den Schnitt – Anfang der 90er Jahre wurde sie Geschäftsführerin der Garten- und Landschaftsbau-Firma Fehmer GmbH und leitet das Unternehmen, das mittlerweile im brandenburgischen Falkensee seinen Sitz hat, mit ihrem Bruder Karsten.

Den Schreibtisch in der Kanzlei einzutauschen gegen den in der Firma, die ihr Vater Reinhold 1962 mit bescheidenen Mitteln, einem gebrauchten Transporter und Kleinwerkzeugen in Spandau gegründet hatte, sei ihr relativ leichtgefallen: weil ihr Vater immer hinter ihr gestanden, sie gefördert und ermutigt habe.

„Für mein Leben war das damals die richtige Entscheidung“, sagt die heute 60-Jährige. Was nicht bedeutet, dass es immer leicht war, vor allem zu Beginn nicht.

„Ich musste erst einmal meine Duftmarke setzen“, erzählt Gundula Fehmer, für viele Mitarbeiter – größtenteils Männer in der Garten- und Landschaftsbaufirma, die schon viele Jahre im Betrieb tätig waren – sei sie noch immer „das kleine Mädchen“ gewesen. Und jetzt eine Juristin in der Firma? Kennt die sich aus? Die Skepsis war da.

Das „gute Leitungs-Gen“

Doch mit dem Rückhalt ihres Vaters und dem „guten Leitungs-Gen, das ich schon immer hatte“, habe sie sich schnell eine Kompetenz neben ihrem Bruder, der schon lange als Geschäftsführer im Unternehmen tätig war, aufbauen können. Das gute Gen, Mitarbeiter zu führen und zu leiten, hätten ihr schon etliche Menschen im Lauf der Jahre bescheinigt.

Aufgewachsen mit vier Geschwistern, war sie – wie die ganze Familie – in der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde in Spandau, dort wuchs sie auch auf, aktiv: als Jugendbetreuerin. Sie habe nie Angst gehabt, vor der Öffentlichkeit zu sprechen und habe es früh gelernt, sich mit den anderen jungen Menschen auseinanderzusetzen, sie anzuleiten.

Als gute Schülerin studierte sie nach dem Abschluss Jura an der FU und half dem Vater damals schon bei Vertragsangelegenheiten – ihr Wahlfach war Arbeitsrecht.

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Nachdem sie Anfang der 90er Jahre als Mit-Geschäftsführerin eingestiegen war und die ersten Hindernisse gemeistert hatte, war klar, dass sie den richtigen Schritt gegangen war.

Doch wie setzt man sich durch als Frau in einem traditionellen Familienunternehmen? Der Vater konnte ihr nicht immer zur Seite stehen. „Man braucht zum einen jemanden, der einen fördert, der mit der Machete erstmal den Weg frei macht. Und dann braucht man Leute im Backoffice“, beschreibt sie. Vertrauenswürdige Menschen, die hinter einem absichern.

„Keine Relativierungen“

Und man müsse klar und deutlich sein in der Ansprache, ob mit Mitarbeitenden oder Geschäftspartnern: „Keine Relativierungen“, sagt Fehmer. „Ich stelle mich dafür ganz nach vorne in den Wind“, das bedeute auch Unangenehmes auszuhalten.

Nach der Wende beginnt nicht nur mit ihrem Einstieg der Umbruch. Neben der Fehmer GmbH gründen sie gemeinsam eine weitere Firma, das Galafa Erdenwerk. Hier werden hochwertige Oberböden angeboten, denn jede Pflanze, jedes Gemüse habe andere Bedürfnisse.

Bisher erschienen in der Serie „Frauen in der Berliner Wirtschaft“:

Zu den Grundsätzen der Firma zählt „eine konsequente Kreislaufwirtschaft“, sagt Fehmer, die Böden werden durch die Kompostierung natürlichen Grüns hergestellt. Ein Grundgedanke ihres Vaters, der sich schon immer für die „Bewahrung der Schöpfung“ einsetzte und dafür, die Natur am Leben zu halten.

Fehmer und ihr Bruder führen diese Philosophie in beiden Firmen fort. Nicht nur in den Produkten und in der Arbeit, die sie anbieten. „Wir haben auf Öko-Strom umgestellt, wir wollen für unsere Elektrofahrzeuge eigene Ladesäulen anschaffen“ und sie achteten bei den Arbeitsgeräten darauf, etwa den Laubbläsern, dass diese nicht unangenehmen Dieselgestank verbreiten, sondern neueste Technik benutzt werde.

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Seit vielen Jahren sind beide Unternehmen zusammen auf einem Gelände im brandenburgischen Falkensee vereint, „nur 15 Minuten mit dem Auto von mir aus Spandau brauche ich dorthin“, sagt sie. Ihr Vater habe immer gesagt: „Raum schafft Leben.“ Und der Raum sei auf dem früheren Spandauer Gelände am Brunsbütteler Damm zu eng geworden. „Unsere Lieferwagen standen irgendwann nur noch im Stau dort.“

Und nun, mit 60 Jahren? Wie plant sie die nächsten Jahre in der Familienfirma? Seit Kurzem ist ihr Neffe mit in die Geschäftsführung eingestiegen. Ihr Bruder und sie planen den langsamen Rückzug aus dem Unternehmen.

Während ihr Bruder, ein passionierter Jäger, immer sage: „Wenn ich raus bin, bin ich raus“, sei es bei ihr etwas anders. „Ich hoffe, dass ich mich nicht ins Tagesgeschäft einmische, aber so als Ratgeberin zur Seite zu stehe.“ Eine Art „Elder Stateswoman“ sozusagen. Auch hier sei ihr Vater wieder ein gutes Vorbild: Er war genau das, und es lief wunderbar.

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