zum Hauptinhalt

Berlin: Gut eingespielt

Im Mittelpunkt steht der WM-Gast: Die 2000 freiwilligen Helfer kennen die Antworten auf alle Berlin-Fragen – oder doch nicht?

Wo ist das Olympiastadion? Wie komme ich zur Fanmeile? Fußball-Fans haben viele Fragen – rund 2000 freiwillige Helfer stehen seit einer Woche bereit. Ob Volunteers von der BVG oder Helfer von der Fifa – sie kennen die Antworten auf alle Fragen der Berlin-Besucher. Oder doch nicht? Wir haben den Helfer-Test gemacht.

Mannschaftsaufstellung: Es gibt die hellblauen Volunteers von der Fifa und Freiwillige in weiß-grünen Polo-Shirts von der S-Bahn. In roten Trikots und schwarzen Hosen laufen die Helfer von BVG, dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) und dem Berlin Tourismus Marketing (BTM) auf. An dezenten Ansteckern erkennt man die „Berlinizer“. Der Punkt geht an die rot-schwarzen Pulks – sie sind im Trikottrubel auf den Straßen am besten sichtbar.

Präsenz auf dem Spielfeld: Die Trupps von der S-Bahn und die Rothemden von BVG, VBB und BTM waren rund um die U- und S-Bahn-Stationen nicht zu übersehen. Die hellblauen Fifa-Helfer stehen zum Beispiel in der Halle des Hauptbahnhofs, Berlinizer blieben offensichtlich in den Umkleidekabinen. Der Pariser Platz war bei unserem Test Volunteer-frei.

Teamgröße: Das Ein-Personen-Team (S-Bahn, VBB) ist selten, als Daumenregel gilt: vier bis fünf Freiwillige pro Schicht. Und: Volunteer scheint eine Männersportart zu sein.

Spieltaktik: Es herrscht Spielfreude, aber einige Ronaldos sind auch dabei. Die Volunteers reagieren prompt auf alle Fragen nach Mauer oder Martin-Gropius-Bau, parieren mit individuellen Umsteigetaktiken, verteilen Fan-Broschüren. Nur deutsche Fans, so die Erkenntnis bei einigen roten Helfern, wehren Hilfe regelrecht ab. „Aber die ausländischen Gäste sind immer glücklich, wenn wir Ihnen helfen“, sagt ein Helfer, der mit zwei Kollegen seine Runde zwischen Hackeschem Markt und Tacheles dreht.

Offensiv-Qualitäten : „Kennen Sie die speziellen WM-Tarife?“ Der junge Mann mit dem roten Helfer-Shirt lotst den schwedischen Fan zum nächsten Fahrkartenautomaten . „Die nächste Bushaltestelle? Warten Sie, ich zeig’s Ihnen schnell“, S-Bahn-Azubi Maximilian Kramer läuft voraus. „Wir sind am Ball“ steht auf seiner rechten Brust.

Trainingscamp: Ein Helfer hatte extra drei Wochen Englischkurs. „Fahrstuhl ist lift, Rolltreppe heißt escalator“, weiß er. Alle anderen lernten in Schulungen, wie man freundlich ist. Die Betreuer der Verkehrsbetriebe mussten Tarifinfos, Abfahrtszeiten und Sehenswürdigkeiten bimsen, auch Erste-Hilfe-Schulungen gab es. Generell gilt: Man muss nur wissen, wo’s steht.

Ausstattung: Das wichtigste Hilfsmittel ist daher auch der Stadtplan, wahlweise der Streckennetzplan. Die roten und die weißen Teams haben schwarze Umhängetaschen mit Flyern und helfen auch mit Kulturtipps und Notfallnummern aus. Am Hauptbahnhof sitzt ein Fifa-Helfer am Laptop und googelt auch mal schnell eine Hotel-Adresse.

Sprachkenntnisse : Pluspunkt fürs rote Team. Alle tragen kleine Schildchen, auf denen Flaggen anzeigen, in welchen Sprachen sie die Fans zum nächsten Spielfeld lotsen können. Dänisch, Portugiesisch, Spanisch, Persisch, Türkisch und Schulfranzösisch waren vertreten. „A little bit“, sagt Ute vom S-Bahn-Team am Hauptbahnhof immer auf die Frage, ob sie Englisch spreche. Mit Händen und Füßen können alle kommunizieren.

WM-Kompetenz: Wann welche Mannschaft kickt, weiß keiner, Spielpläne hat auch kein Team dabei. Man orientiert sich an den gegenwärtig vorherrschenden Fanmassen. Dafür haben alle Tipps fürs beste Public Viewing. Geordnet nach Originalität: unter den Bäumen im Treptower Park (Tipp des VBB-Teams), Sony-Center (S-Bahn), Fanmeile (alle anderen).

Häufigste Anfragen : „Viele Gäste wollen wissen, wie sie sich die Zeit zwischen den Spielen vertreiben können“, sagt der junge Mann im roten Trikot. „Wenn sie shoppen wollen, schicke ich sie in die Hackeschen Höfe, kulturell Interessierten empfehle ich die Museumsinsel.“

Trefferquote : Allgemein recht hoch, die Auskünfte sind brauchbar. Allerdings kann die direkte Frage nach Museen schon mal Stirnrunzeln verursachen. „Gemäldegalerie? Habe ich schon mal gehört.“ Aber geschenkt, schließlich ist ja auch WM.

Spielbilanz: Das Team Fifa-Hellblau läuft zur Hochform auf, die S-Bahn-Jungs sind so gut wie überall anspielbar. Eindeutig am breitesten aufgestellt sind die roten Helfer: Trikotfarbe, Sprachkompetenz, Vielseitigkeit im Spiel.

Anne Haeming

Zur Startseite