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Berlin: Gute Aussichten: Das Ausland baut auf Berlin

Erstmals seit zwei Jahren ist die Einwohnerzahl wieder gestiegen Die Immobilienbranche freut sich über die angezogene Nachfrage

Die Einwohnerzahl Berlins steigt wieder. Nach Angaben des Statistischen Landesamts wohnten am Ende des letzten Jahres 3 395 200 Menschen in der Stadt, 7400 mehr als im Vorjahr. Zuvor hatten zwei Jahre lang mehr Menschen die Stadt verlassen als hergezogen sind.

Getragen wird der Bevölkerungszuwachs durch den Zuzug. 10 000 Menschen kamen in die Stadt und konnten so das Defizit von 3000 Menschen mehr als ausgleichen, das entsteht, weil auch 2005 mehr Berliner starben als geboren wurden. Vor allem der Zuzug aus dem Ausland hält nach wie vor an.

Das Interesse der Ausländer an Berlin überschneidet sich mit dem internationaler Investorengruppen. Für sie ist die Stadt ein günstiger Einkaufsmarkt, auf dem sich sichere Renditen erzielen lassen, aber auch einer mit großen Potenzialen – nicht sofort, aber mittelfristig.

Dass die Nachfrage insbesondere ausländischer Investoren anzieht, belegen auch Zahlen des Maklers Aengevelt. Im vergangenen Jahr konnte er in Berlin Gewerbeimmobilien für 1,77 Milliarden Euro verkaufen, im Jahr 2004 waren es 1,38 Milliarden. Während 2004 nur 19 Prozent der Umsätze von ausländischen Investoren getätigt wurden, waren es 2005 schon 67 Prozent. „Ausländer haben bei uns im vergangenen Jahr Berliner Immobilien im Wert von 1,18 Milliarden Euro gekauft“, sagt Aengevelt-Sprecher Thomas Glodek.

Auch er weiß von den Steigerungspotenzialen, die ausländische Investorengruppen in Berlin sehen. „Vor allem im Vergleich mit anderen europäischen Hauptstädten sind die Preise für Immobilien sehr günstig“, sagte Glodek weiter.

Der Optimismus ausländischer Investoren sei manchmal „fast schon beschämend“, sagt Holger Lippmann, Geschäftsführer des Liegenschaftsfonds Berlin. Er registriert eine deutlich gestiegene Nachfrage, die sein Unternehmen ungewöhnliche Wege gehen lässt. Erstmals will Lippmann Landesgrundstücke im Paket verkaufen, „so etwas haben wir noch nicht gemacht.“ In diesem Paket seien 50 Immobilien unterschiedlicher Qualität, freie Grundstücke wie denkmalgeschützte Häuser, die seit langem leer stehen. Im Herbst soll dieses Paket gegen Höchstgebot verkauft werden, wenn das Abgeordnetenhaus diesem Verfahren zustimmt.

Wie gestern berichtet, konzentriert sich die Nachfrage jetzt auf die leeren Grundstücke rund um den neuen Hauptbahnhof. Immobilien-Fachleute bescheinigen dem Lehrter Stadtquartier hohe Potenziale für Dienstleistungen und auch fürs Wohnen. Aengevelt-Sprecher Thomas Glodek führt das auf vier Faktoren zurück: die Nähe zum größten Kreuzungsbahnhof Europas, die Nähe zum Kanzleramt, die Lage an der Spree und dem Humboldthafen, und die Nähe zur Charité. „Das ist interessant für Dienstleistungen, Büros und auch Wohnen“, sagte Glodek. Insbesondere die Nähe zur Charité könne ein Anziehungspunkt für medizinische Dienstleistungsunternehmen sein. Die Bahn AG will, wie berichtet, bis 2008 die Bügelbauten des Bahnhofs bezogen haben.

Von dem Nachfrageschub profitieren auch bislang nicht so attraktive Grundstücke und Häuser in der Umgebung, die der Liegenschaftsfonds bislang nicht verkaufen konnte. Und es ist mehr Geld da. Konnte der Liegenschaftsfonds 2005 nur zehn Verkaufsverträge im Wert von mehr als einer Million Euro abschließen, waren es in den ersten sechs Monaten dieses Jahres schon 15 Verträge.

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