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Pflücken und ab in den Mund!

©  Andrea Warnecke/ dpa-tmn

Gute Ernte in Brandenburg: Potsdamer Obstbauern verschenken Beeren

Wegen der extrem guten Ernte in diesem Jahr ist das Obst für soziale Einrichtungen wie Tafeln sogar kostenlos. Vergammeln soll so wenig wie möglich.

Von Paul Lütge

Ein Totalausfall im vergangenen Jahr und nun eine Riesenernte: Die Zeiten haben sich geändert für Bauer Gerhard Neumann, sein Obstgarten hatte noch nie so viele reife Früchte. Prachtexemplare von Äpfeln, Himbeeren und zahlreichen anderen Früchten finden sich in seinem Hof im Potsdamer Norden.

Der gelernte Gärtner eröffnete den Hof gemeinsam mit seiner Frau Martina im Jahr 1992. Seitdem können hier Kunden selbst ihre Lieblingsfrüchte ernten. Bei allen Arten ist der Ertrag in diesem Jahr besonders hoch – und am besten bei den Johannisbeeren. Es ist die Lieblingsfrucht des Bauern.

Da die Johannisbeeren in der prallen Sonne hängen, werden sie noch schneller faul und müssen bis Ende des Monats gepflückt werden. Beim Ernten muss aber niemand pingelig sein. „Viele denken, dass Johannisbeeren nur mit grünem Stiel genießbar sind, das stimmt aber nicht“, sagt Neumann. Wenn der Stiel ein wenig geschrumpelt ist, sei das sogar gut. „Dann haben die Beeren umso mehr Vitamine und Geschmacksträger.“

So wenig Obst wie möglich soll vergammeln

Da Gerhard Neumann für seinen Hof zu wenige Erntehelfer hat, lädt er nun zum kostenlosen Pflücken für Tafeln und soziale Dienste ein. Für ihn ist es ein persönliches Anliegen, so wenig Obst wie möglich vergammeln zu lassen: „Es wird generell so viel weggeschmissen in unserer heutigen Wegwerfgesellschaft, davon wollen wir nicht Teil sein. Tafeln können das Obst sehr gut gebrauchen, deswegen geben wir es ihnen lieber kostenlos.“

Spricht man ihn auf das vergangene Jahr an, wirkt er enttäuscht. „So beschissen wie letztes Jahr ging es uns noch nie“, sagt er. Dabei ist gerade der schlechte Ertrag im Jahr 2017 auch der Grund für sein jetziges Glück. „Die Pflanzen hatten deshalb genug Zeit, viele Hormone und Wachstumsstoffe für dieses Jahr zu sammenln“, sagt er. Auch die diesjährige Hitze ändere daran nichts. „Während der Hitzewelle haben wir die Pflanzen weiterhin sehr gut bewässert. Beides zusammen ermöglichte uns diesen Ertrag, wir brauchen ja auch warme Temperaturen.“

Der Deutsche Bauernverband DBV stimmt Neumann zu. Entgegen häufigen Annahmen seien die Erträge vieler Obstbauern in Deutschland in diesem Jahr gut. „Der Fall von Herrn Neumann deckt sich mit unseren Erfahrungen“, erklärt Anni Neu vom Deutschen Bauernverband. „Die Hitzewelle, die wir dieses Jahr erfahren haben, hatte zwar für den Getreideanbau gravierende Folgen. Doch Obstbauern konnten davon teilweise profitieren“, sagt Neu.

Nächstes Jahr wieder Verluste

Anders als in den Vorjahren sei dieses Jahr die Streuung der Erträge jedoch sehr hoch. „Innerhalb derselben Regionen können zwei Landwirte schon völlig unterschiedliche Erträge haben“, sagt Neu. Obwohl Brandenburg kein typisches Bundesland für Obstanbau ist, seien hier trotzdem immense Erträge möglich.

Für Neumann hat die ertragreiche Ernte noch einen anderen entscheidenden Nachteil: Ein ähnlich hoher Ertrag im nächsten Jahr ist damit ausgeschlossen. „Leider schränkt die Menge der diesjährigen Früchte die Hormonbildung für die nächste Ernte erheblich ein. Wir müssen also wieder mit Verlusten rechnen. Dieses Auf und Ab der Erntemenge lässt sich nur mit Jungtrieben ein wenig dämmen, da diese kaum Blütenknospen bilden“, sagt Neumann.

Dünger als Hilfsmittel steht Gerhard Neumann übrigens kritisch gegenüber. „Wir versuchen, so wenig Dünger wie möglich zu verwenden. Den Einsatz von Dünger sollte man genau abwägen, da sonst der Geschmack des Obsts darunter leidet.“ Jetzt gibt es aber erst einmal Beeren satt in Potsdam.

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