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Berlin: Gute Gründe, sich über den Regen zu freuen

Nicht nur Fischen und Flusspferden tut der Regen gut: Auch die Einzelhändler atmen auf

Spät, aber nicht zu spät kommt der Regen für Straßenbäume und Parks: Nässe im Frühherbst bringt kräftige Triebe im Frühjahr. Den Kastanien hilft das nicht mehr: Ihr Schädling, die Miniermotte, hat sich während der langen Trockenzeit bereits gut entwickelt. Blattläuse und Milben aber schätzen die Nässe nicht. Foto: dpa

Berliner Fische sind Kummer gewohnt. Der Dreck, der mit dem ersten Regen durch die Gullys in die Spree gespült wird, dürfte ihnen nicht viel ausmachen. Wenn es reichlich regnet, bringt die Spree mehr Wasser in die Stadt, am Kanzleramt vorbei. Acht Kubikmeter pro Sekunde sollen es sein, zurzeit sind es nur drei. Foto: variopress

Monatelang mussten die Flusspferde in Zoo und Tierpark ständig ins Wasser steigen, um nicht auszutrocknen. Auch fressen sie gern frisches Gras im Freigehege – und das wächst erst wieder, wenn es geregnet hat. Den meisten anderen Zoobewohnern ist das Wetter übrigens egal. Hauptsache, es wird nicht allzu kalt. Foto: dpa

Je heißer draußen, desto leerer drinnen, wissen die Einzelhändler, die in diesem Sommer nicht viel zu lachen hatten. Nun frohlocken sie angesichts grauer Wolken über Berlin. Denn sinkende Temperaturen bedeuten steigende Nachfrage.

Sprunghafte Umsatzsteigerungen dürfen alle Läden – ob groß, ob klein – erwarten, die Regenschirme verkaufen. Im KaDeWe verkauft man an schlimmen Regentagen bis zu 600 Stück. Kleine Faltschirme sind auch in diesem Herbst wieder sehr begehrt, dicht gefolgt von der neuen Erfindung des Fiberglas-Schirms, der sich unbeschadet auf „links“ biegen lässt. Zehn Euro muss, 100 Euro kann man für einen Schirm ausgeben. Allein: Hightech-Knüller sind nicht in Sicht; wasserfest sind sie alle, und halten muss man sie immer noch selbst. Die Evolution scheint hier bereits am Ende, so dass man getrost seinen alten Schirm wieder verwenden kann. Man muss nur wissen, wo man ihn nach dem letzten großen Regen hingeräumt hat. Da der bereits Monate her ist, dürstet es besonders die Straßen- und Parkbäume sowie die Spree, die zuletzt fast rückwärts floss. Das hat auch den Fischen nicht gefallen, es wurde recht trüb um sie herum. Und auch die Flusspferde im Zoo können sich über sprühenden Regen freuen. Die Dusche erspart ihnen das Bad in der brackigen Gehegepfütze.

Womit eine alte Küstenweisheit auch für Berlin gilt: Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur die falsche Einstellung – und die falsche Kleidung. obs

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