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Berlin: Gute Miene zum enttäuschenden Spiel Filmpreis-Duell ohne Showdown: Hannelore Elsner gegen Katrin Saß

Eine einfache Rolle ist das nicht: Fast den ganzen Film lang liegt Katrin Saß schwerkrank im Bett und muss sich mit ihrer Schauspielkunst auf die Mimik beschränken. Eine hochgezogene Braue, ein staunender Blick, ein wissendes Lächeln, das um die Mundwinkel spielt: Minimalismus vom Feinsten wurde ihr für ihre Rolle der Mutter in „Good Bye, Lenin!

Eine einfache Rolle ist das nicht: Fast den ganzen Film lang liegt Katrin Saß schwerkrank im Bett und muss sich mit ihrer Schauspielkunst auf die Mimik beschränken. Eine hochgezogene Braue, ein staunender Blick, ein wissendes Lächeln, das um die Mundwinkel spielt: Minimalismus vom Feinsten wurde ihr für ihre Rolle der Mutter in „Good Bye, Lenin!“ beschieden. Die meisten waren sich deshalb sicher, dass sie dafür mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet würde und ihre Konkurrentinnen schlechtere Chancen hätten. Hannelore Elsner erhielt die begehrte (mit 10000 Euro dotierte) Auszeichnung schließlich schon vor drei Jahren als „Die Unberührbare“, und Sophie Rogall in Almut Gettos Kinodebüt „Fickende Fische“ ist zwar prima, aber für so einen Preis irgendwie doch noch sehr jung.

Eine einfache Rolle ist das nicht: Die ganze lange Preisverleihung lang sitzt Katrin Saß im Rollstuhl und macht gute Miene zum enttäuschenden Spiel. Bei der Vergabe der Publikumspreise schart sich die „Good Bye, Lenin!“Familie um Mutter Saß, ständig ist sie im Bild, im Mittelpunkt gar – und geht am Ende leer aus. Vor ein paar Tagen, so heißt es, war sie in eine Glasscherbe getreten und zog sich eine Blutvergiftung zu, daher das eindrucksvoll verbundene, hochgelegte Bein. Scherben bringen gewöhnlich Glück, aber Katrin Saß ist der Pechvogel des Abends. Erstens wird Hannelore Elsner für ihr Solo in Oliver Hirschbiegels „Mein letzter Film“ überraschend mit der Goldenen Lola ausgezeichnet. Und zweitens spricht diese dann auch noch ein wenig unsensibel vom „Schönsten aller Preishochgefühle“, dem „Bewusstsein, dass ich es verdient habe“. Saß nimmt’s trotzdem gelassen. „Dann eben beim nächsten Mal“, wird sie hinterher sagen.

Duell der Diven, gar Ost gegen West? Nein, ein Schaukampf wird den Gästen der Tempodrom-Gala nicht geboten. Auch wenn es ein wenig ungerecht erscheint, dass neben den Darstellern Daniel Brühl und Florian Lukas und Spezialkategorien wie Szenenbild oder Kamera ausgerechnet Saß übergangen wurde: Beckers Tragikomödie über den ganz nahen Osten verbucht mit neun Auszeichnungen einen historischen Filmpreis-Rekord. Von mangelnder Würdigung ostdeutscher Filmkunst kann also nicht die Rede sein.

Und dann sind es – nach Jan Josef Liefers’ verschmitzter Laudatio auf die weiblichen Stars, deren bloßer Augenaufschlag über das Wohl und Wehe ihrer männlichen Kollegen entscheide – die Frauen, die an diesem Abend Solidarität üben. Elke Heidenreich, die sanfte feministische Töne anschlägt. Und Caroline Link. Und Corinna Harfouch, die eine Lanze für Marie Bäumer bricht.

Marie Bäumer, das wär’s: Deren Parforce-Tour in Oskar Roehlers „Alter Affe Angst“ ist zweifellos die großartigste Schauspielerinnen-Leistung der letzten Saison. Geehrt werden konnte sie nicht, da die Jury nicht den Mut aufbrachte, den Film selbst zu nominieren. Dabei hätte ihr, vor Elsner, vor Katrin Saß, die Lola 2003 gebührt. chp

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