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Berlin: Guter Cop, böser Cop

Von Andreas Conrad Kurz vor halb zwölf, zu einer Zeit, da Stars die ihnen gewidmete Premierenparty gewöhnlich längst verlassen haben, klumpt es sich an einer Stelle unterm Sony-Dach plötzlich wieder dichter zusammen. Und der Klumpen wandert, macht eine Ehrenrunde durch die Menge.

Von Andreas Conrad

Kurz vor halb zwölf, zu einer Zeit, da Stars die ihnen gewidmete Premierenparty gewöhnlich längst verlassen haben, klumpt es sich an einer Stelle unterm Sony-Dach plötzlich wieder dichter zusammen. Und der Klumpen wandert, macht eine Ehrenrunde durch die Menge. Vorneweg zwei, drei menschliche Eisbrecher, höflich zwar, doch sehr bestimmt, ganz hinten noch welche, um den Rücken freizuhalten, in der Mitte Will Smith. „Zurücktreten, bitte!“ Doch, alles sehr korrekt, ein junger Bursche mit dem Premierenticket von „M II B“ hat gar kein Problem, sich zu seinem Idol vorzuschieben. Ein Autogramm kriegt er jedoch nicht, Smith will nicht. „Sorry, man“, es seien nun mal zu viele, die Gleiches begehrten.

Stunden liegt seine Live-Performance nun schon wieder zurück, als er den „M II B"-Titelsong ins Mikro bellte, mit seinem Rap-Trio auf der Bühne immer rund um das Raumschiff der Orion-Klasse, dass die beiden Metallmarken um seinen Hals ganz wild schaukelten. Seltsame Mode. An sich dienen solche Hundemarken beim Militär dazu, Leichen zu sortieren.

Egal, der Auftritt, der Film, die Party waren trotzdem ein Hit, auch wenn aus dem Sony-Zelt wohl nie ein vernünftiges Konzerthaus wird: Zu viel Hall, zu viel Gedröhn. Passt aber zu Ufos, Aliens und dem ganzen intergalaktischen Gedöns. Einiges konnte man betasten, die martialischen „M II B"-Waffen beispielsweise, die als Explosiv-Ensembles die Buffet-Tische schmückten. Über allem würfelartige Projektionswände, auf denen man sehen konnte, wie der Abend begonnen hatte: Die Prominenz! Die schwarzen Brillen! Die blanke Haut! Das Zahnpasta-Lächeln!

Smith war schon einmal hier, 1996 zur Premiere von „Independence Day". Möglicherweise bekam er auch damals einen Plüschbären geschenkt und konnte seinen neuen deshalb freigiebig ins Kinopublikum werfen. Erstaunlich, wie ausgiebig er die Party beehrte, standen doch ihm und Tommy Lee Jones am Morgen anstrengende Stunden bevor. Interviewmarathon, alle nur denkbaren Fragen und gewiss wieder ein paar undenkbare, da braucht es Kondition - und Teamarbeit.

Mr. Smith und Mr. Jones beherrschen sie perfekt, variieren das Modell „Guter Cop, böser Cop“ zum Doppel „netter Jungstar, wortkarger Veteran“. Die Fragen der Journalisten? Spielbälle fürs Pingpong, „So, Tommy, jetzt du“ oder „Das ist auch meine Antwort“. Gute Show, alles in allem, ab und zu erfährt man sogar was. Der Mechanismus des Komischen? „Wir versuchen in den Szenen einen sauberen Kontrast zu schaffen, daraus entsteht ein Konflikt, daraus wiederum Comedy.“ Nein, das Verhältnis der Agenten Jay und Kay spiegele nicht ihres auf dem Set. „Wir versuchen, den Entscheidungen, die das Team getroffen hat, ein Gesicht zu geben.“ Mr. Smith dabei stets kumpelhaft, fast herzlich, Mr. Jones knarzig, studiert Unterlagen, scheinbar unbeteiligt, aber er kann auch jederzeit beißen, hochkonzentriert, selbst wenn die Frage nicht an ihn ging. „Lustige Metallmarken? Wieso lustig? “ Aber Mr. Smith glättet rasch, auf der einen stehen die n seiner Frau und der Tochter, auf der anderen der seines Sohnes. „I’m a soldier for my family.“ Ach so.

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