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Berlin: Gutsbesitzer dank Spitzel-Rente

Volker Weingraber Edler von Grodek – einer der bestbezahlten Spitzel des Berliner Verfassungsschutzes der siebziger Jahre – kann sich endgültig auf seinem geheimdienstfinanzierten Weingut in der Toskana zurücklehnen. Nach achtjähriger Verfahrensdauer hat ein Gericht in Florenz das Land Berlin abblitzen lassen.

Volker Weingraber Edler von Grodek – einer der bestbezahlten Spitzel des Berliner Verfassungsschutzes der siebziger Jahre – kann sich endgültig auf seinem geheimdienstfinanzierten Weingut in der Toskana zurücklehnen. Nach achtjähriger Verfahrensdauer hat ein Gericht in Florenz das Land Berlin abblitzen lassen. Nach einem Bericht des „Spiegel“ wies das italienische Gericht eine Klage der Finanzverwaltung auf Rückzahlung von 230 000 Euro Agentenlohn plus vier Prozent Zinsen ab. „Wir werden uns das Urteil von der in Italien beauftragten Anwaltskanzlei gründlich erläutern lassen“, sagt Claus Guggenberger, Sprecher der Finanzverwaltung.

Damit dürfte die unendliche Geschichte um Volker Weingraber alias „Wien“ und um den legendären Schmücker-Prozess nun doch ein Ende zu finden. In den 70er Jahren arbeitete der damalige Zuhälter und Kleinkriminelle als Informant für den Verfassungsschutz und lieferte vor allem Informationen über die anarchistische „Bewegung 2. Juni“. Als 1974 der Student Ulrich Schmücker als mutmaßlicher Verräter erschossen wurde, erhielt Weingraber noch in der Tatnacht die Mordwaffe und gab sie an seinen Agentenführer weiter. Um den V-Mann nicht zu enttarnen, ließen die Verfassungsschützer den Revolver in ihren Panzerschränken verschwinden.

Als 1979 seine Agententätigkeit doch aufflog, erhielt er eine halbe Million Mark, um unterzutauchen. Von dem Geld kaufte Weingraber unter anderem n in der Toskana ein Weingut. Doch auch diese Tarnung flog 1986 auf. Da die Verfassungsschützer Racheakte befürchteten, erhielt der Ex-Spitzel noch einmal 450 000 Mark für einen erneuten Identitätswechsel. Der heute 59-jährige Weingraber kassierte zwar, blieb aber in der Toskana und investierte in sein Weingut. Seit 1994 forderte das Land Berlin das Geld zurück. Weingraber aber behauptete, das Geld sei ihm ohne jegliche Verpflichtung übergeben worden. Das Gericht in Florenz gab dem Gutsbesitzer Recht. kf

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