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Einfach lernen - das soll jetzt wieder in der Klasse möglich sein.

© dpa

Gymnasium in Berlin-Charlottenburg: Klassenboykott an Herder-Schule wird beendet

Zwei Tage lang hielten Eltern aus Protest ihre Kinder vom Unterricht fern. Jetzt wurde eine Lösung präsentiert.

Die Lage am Herder-Gymnasium in Westend hat sich am Montagabend beruhigt: Nach einem Gespräch mit der Schulaufsicht und der Schulpsychologie sagte Elternsprecher Eddy Höfler dem Tagesspiegel, dass „ab Dienstag wieder ein angstfreier Unterricht möglich ist“. Er und drei weitere Elternvertreter hätten alle Vorfälle und Beschwerden darlegen können. Am Montagmorgen war der Klassenboykott aber noch fortgesetzt worden: Es seien nur fünf von 28 Schülern erschienen, so Höfler. Die Bildungsverwaltung widersprach dieser Angabe nicht.

Die Elternvertreter sind geteilter Meinung

Wie berichtet, hatten rund 20 Eltern ihre Fünftklässler bereits am Freitag aus der Schule genommen, nachdem sie einen Protestbrief übergeben hatten. Sie warfen der Schule vor, nicht adäquat mit Disziplin- und Gewaltproblemen in ihrer Klasse umzugehen. Der Vorstand der Gesamtelternvertretung (GEV) widersprach und stellte sich hinter die Schule. Zudem hieß es, dass nicht nur der eine Schüler störe, auf den sich einige Eltern der Klasse focussiert hätten, sondern auch andere Kinder. Es sei mithin falsch, nur einen einzigen Schüler an den Pranger zu stellen.

"Wir sind an einem gewaltfreien Klima interessiert"

Am Montag richtete die Schulleitung einen Brief an alle Eltern. Darin versichert sie, dass sie und alle Lehrer „sehr“ an einem „gewaltfreien und angenehmen Klima“ interessiert seien. Man habe die Schüler bei einer Versammlung am Morgen „ermuntert, aufmerksam zu sein und nicht wegzusehen“, sondern Probleme anzusprechen.

Mit Rücksicht auf das betreffende Kind wurde am Montag nicht kommuniziert, welche Schritte geplant sind, um die Situation in der Klasse zu verbessern. "Tatsache ist, dass die Sache nicht so hochgekocht wäre, wenn die Schule mit den Eltern besser kommuniziert hätte", resümierte ein Sonderpädagoge.

Die Behörde verweist auf Herausforderungen der Inklusion

Die Bildungsverwaltung wies am Montag "unabhängig vom konkreten Fall" darauf hin, dass das Thema Inklusion in der Schule gute Bedingungen für gleichberechtigte Teilhabe an Bildung fordere - auch für Schüler, "die durch ihr Verhalten sich selbst, andere oder auch eine gesamte Gruppe am Lernen hindern". Vor diesem Hintergrund habe Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) für diesen Freitag einen Fachtag einberufen. Dabei sollen alle an Inklusion beteiligten Gruppen - Schulaufsicht, Jugendamtsdirektoren, Unterstützungszentren, Regionale Soziale Dienste, Schulleitungen und  Lehrkräfte zusammenkommen.

Temporäre Lerngruppen statt Sonderschulen

Generell hat die rot-rot-grüne Koalition sich vorgenommen, die Zahl der temporären Lerngruppen zu erhöhen, in den schwierige oder besonders zu fördernde Schüler eine begrenzte Zeit jenseits des Klassenverbandes unterrichtet werden. Diese Förderung ist umso wichtiger, als es kaum noch Schulen gibt, die auf Kinder mit emotional-sozialem Förderbedarf zugeschnitten sind - was eine anderen Umschreibung für den früher üblichen Begriff "verhaltensauffällig" ist.

Im Zusammenhang mit der fortschreitenden Inklusion sollen auch Gymnasien in den Stand gesetzt werden, Förderkinder zu beschulen. Bisher arbeiten die sogenannten Beratungsteams aber in erster Linie an Grund- und Sekundarschulen, die das Gros der Förderkinder betreuen.

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