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Berlin: Gysi lässt warten

Der PDS-Politiker will sich auf dem Bundesparteitag am Wochenende nicht festlegen, ob er kandidiert

Von Sabine Beikler

Kandidiert er, kandidiert er nicht? Gregor Gysi liebt diese Frage – und bleibt die Antwort schuldig. Vor drei Jahren zierte sich der PDS-Politiker monatelang, bis er seine Spitzenkandidatur für die Berliner PDS bekannt gab. Jetzt, kurz vor dem PDS-Bundesparteitag am Wochenende in Potsdam, wird wieder über eine Kandidatur Gysis spekuliert, diesmal als Spitzenkandidat für die Bundestagswahl 2006. Sagt er dazu etwas in Potsdam, wo er selbst am Sonntag über „15 Jahre Einheit – 15 Jahre PDS“ spricht? Noch nicht. „Ich werde darüber Ende 2005 mit Lothar Bisky beraten.“ Außerdem sei er „nicht so wahnsinnig entscheidungsfreudig“. Da kennt man ihn in Berlin anders: Sein Amt als Wirtschaftssenator und Bürgermeister schmiss Gysi im Sommer 2002 nur wenige Wochen vor der Bundestagswahl völlig unerwartet hin.

Seit diesem Rücktritt spekuliert man in der PDS immer wieder über ein mögliches Comeback des Politikers. Gysi hatte alle Bitten bisher zurückgewiesen und sich auf seine Anwaltstätigkeit konzentriert. Aber natürlich weiß er, was die Partei an ihm hat: Er ist und bleibt der PDS-Medienstar, der noch immer in Talkshows eingeladen wird, obwohl er schon lange kein Amt mehr bekleidet.

Er hat gesundheitliche Probleme mit seinem Herz, doch macht er seine Entscheidung, für die PDS zu kandidieren, auch von der „herrschenden Politik und dem Zustand der PDS“ abhängig. Gysi warnt vor ideologischen Grabenkämpfen und einer „Entsolidarisierung“ mit regierenden Landesverbänden am Wochenende. „Wer sich in die Politik begibt und sich vor schwierigen Sitautionen drücken will, sollte gleich zu Hause bleiben.“ Dennoch fehlt ihm in Berlin ein rot-rotes Leitbild. Konkreter wird er nicht, denn er weiß, dass er bei den Genossen nach seinem Rücktritt in Ungnade gefallen war. Inzwischen sei die Berliner PDS wieder „ganz nett“ zu ihm. Landeschef Stefan Liebich freut sich, wenn Gysi sich „politisch einmischt“. Sollte Gysi für den Bundestag kandidieren, dann mit einem Wahlkreis in Berlin. „Wir wünschen uns das“, sagt Liebich. Als PDS-Zugpferd steht Gysi hoch im Kurs: Er ist der größte Trumpf im Kampf um ein drittes Direktmandat – und könnte so den Einzug der Partei in den Bundestag sichern, selbst wenn die PDS wieder an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern sollte.

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