zum Hauptinhalt
Aufschluss. Für alle Tätigkeiten im Justizvollzug wird Personal gebraucht.

© IMAGO

Haftanstalten in Berlin: Justizpersonal wird dringend gesucht

Im Berliner Strafvollzug mangelt es an Bediensteten, deswegen startet der Senat eine Werbekampagne. Häftlinge kritisieren, Teile des Personals seien kriminell.

Von Fatina Keilani

In den Gefängnissen fehlen Bedienstete. Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) startete deshalb am Mittwoch in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Tegel eine Kampagne zur Nachwuchsgewinnung. 125 Bewerber jährlich sollen eingestellt werden. Einkaufen kann man Justizvollzugsbedienstete – sie möchten nicht „Schließer“ genannt werden – nicht, also muss man sie selbst ausbilden. Der Job hat seine Härten und wird nicht sonderlich gut bezahlt, weswegen sich nicht allzu viele Bewerber drängen.

Andererseits haben Justizbedienstete anscheinend Wege gefunden, sich das Dasein zu versüßen; allerdings offenbar illegale. Die Gefangenen-Gewerkschaft will am heutigen Donnerstag neue Aspekte zu einem großen Tausch- und Schmuggelring von Bediensteten der JVA Tegel offenlegen. Hauptbelastungszeugen sind zwei Inhaftierte. Einer von ihnen fungierte im Rahmen seiner Arbeit in der Anstalt als Beifahrer und will aus nächster Nähe beobachtet haben, wie insbesondere der Fahrdienst ständig Material aus der Anstalt geschafft und zu privaten Adressen von Vollzugsbediensteten und deren Angehörigen gebracht habe. Dass verurteilte Straftäter auf Einhaltung von Recht und Ordnung pochen, ist als Umkehrung des Üblichen ein interessanter Nebenaspekt. Würden die Bediensteten aufgrund der Verstöße nun ihrerseits inhaftiert, wäre das eine weitere Umkehrung – die zudem den Personalmangel weiter verschärfen würde.

Die Polizei hat derzeit keine Nachwuchssorgen

Der Zeuge Benjamin L. hat zu den Vorgängen einen umfangreichen Bericht verfasst, der dem Landeskriminalamt und auch dem Tagesspiegel vorliegt. Die Gefangenen-Gewerkschaft wirft den Strafverfolgungsbehörden Untätigkeit und Desinteresse vor. Zu dem Termin sollen die beiden Hauptbelastungszeugen Timo F. und Benjamin L. erscheinen, ebenso ihre Anwälte Carsten Hoenig und Jan Oelbermann. Angesagt hat sich auch ein Kamerateam des ZDF. Das Magazin „Frontal 21“ hatte dazu bereits im September einen Beitrag gezeigt und will wohl nochmal nachlegen, auch der „Stern“ berichtet in seiner an diesem Donnerstag erscheinenden Ausgabe. Kern der Vorwürfe ist, dass mindestens 20 bis 30 JVA-Bedienstete in einem Schmuggel- und Tauschring organisiert seien und das Gros der redlichen Beamten dies weiß, aber deckt. Laut Justizverwaltung laufen derzeit Ermittlungen gegen einen Mitarbeiter der JVA. „Es ist im absoluten Interesse der Anstalt und vor allem der Mitarbeiter, dass alle Vorwürfe komplett aufgeklärt werden“, sagt Sprecherin Claudia Engfeld.

Feuerwehr sucht ebenfalls Personal

Nachwuchssorgen hat auch die Feuerwehr. Weil dringend Leute gebraucht werden, wurde das früher strikte System verändert. Es gibt mittlerweile acht verschiedene Einstiegsmöglichkeiten. Bei der Polizei wird man besser bezahlt. Dort wiederum scheint die Lage derzeit entspannter zu sein. Für den nächsten Einstellungstermin im Frühjahr haben sich 8309 Menschen beworben, davon 31,64 Prozent mit Migrationshintergrund. Ausgeschieden sind bereits 6051, folglich 2258 sind noch im Rennen. Schlussendlich kommen zehn bis elf Bewerber auf einen Ausbildungsplatz. Einziges echtes K.o.-Kriterium ist der Deutschtest. Wer daran scheitert, ist raus.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false