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Berlin: Haftstrafen für Kneipenräuber Sieben Jugendliche überfielen serienmäßig und in Rambo-Art

Die Überfälle wurden schnell zur brutalen Routine. Cem, Mustafa, Abdullah, Hakan und die drei weiteren Angeklagten hatten sich an das Geld gewöhnt und an die Macht, die sie ausüben konnten.

Die Überfälle wurden schnell zur brutalen Routine. Cem, Mustafa, Abdullah, Hakan und die drei weiteren Angeklagten hatten sich an das Geld gewöhnt und an die Macht, die sie ausüben konnten. „Die Angeklagten haben sich wie Rambos aufgeführt, ohne Mitgefühl und gleichgültig Gäste krankenhausreif geschlagen“, hieß es gestern im Urteil gegen die sieben Kneipenräuber. Gegen fünf der 17- bis 20-Jährigen ergingen Haftstrafen bis zu fünf Jahren, zwei der Angeklagten kamen mit Bewährungsstrafen bis zu 16 Monaten davon. Innerhalb von knapp vier Monaten hatten die jungen Männer aus Neukölln in wechselnder Tatbeteiligung 23 Kneipen, drei Lotto-Annahmestellen und zwei Tabakläden überfallen. Sie waren stets maskiert und mit echt wirkenden Pistolen bewaffnet. Einem Mann wurde der Kiefer gebrochen, einem anderen musste eine Kopfwunde genäht werden, einer 83-Jährigen sprühten die Täter Reizgas ins Gesicht. Das alles für eine Beute von insgesamt rund 14000 Euro.

Die Angeklagten hatten sich im Prozess vor einer Jugendstrafkammer geständig gezeigt. Geld für den eigenen Spaß wollten sie: für coole Klamotten, Café-Besuche oder für Spritztouren mit einem gemieteten Jaguar XT. Als sich vier der Angeklagten in der Nacht zum 26. Januar gerade im Charlottenburger Halemweg zum 24. Kneipenüberfall maskierten, wurde sie festgenommen.

Die Bande kennt sich aus dem Neuköllner Kiez. Die jungen Räuber, deren Eltern aus der Türkei, dem Irak und aus Syrien stammen, hatten im Prozess erklärt, dass es am Anfang „wie ein Actionfilm, gar nicht so ernsthaft“ gewesen sei. Die Richter kamen zu dem Schluss, dass „hier Macht ausgeübt wurde von Menschen, die sonst keine Macht haben“. Auch gruppendynamische Aspekte hätten eine Rolle gespielt. Die Richter erkannten bei den Jugendlichen nach ihrer Serie von 28 Überfällen mit zum Teil „Wahnsinns-Gewalt“ Reue.

Doch noch scheinen zumindest einige der Räuber ungebremst in ihrer Aggression: In einer Gefängniszelle im Gericht war es zu einer Schlägerei gekommen, das Gesicht eines Angeklagten zeigte Blessuren. Der 17-Jährige hatte im Ermittlungsverfahren als erster ein umfassendes Geständnis abgelegt. „Verrecke, du Verräter“, soll einer der Angeklagten in einem unbeobachteten Moment geschimpft und gemeinsam mit einem anderen zugeschlagen haben.

Kerstin Gehrke

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