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Berlin: Halbe-Halbe

Charlottenburger Direktor trat mit seinem Schüler beim Quiz mit Jörg Pilawa im Fernsehen an

Referate vor der Klasse sind jetzt viel einfacher, hat Jens Cyganek festgestellt. Denn wer vor Millionen Zuschauern die Nerven behält, muss 30 Mitschüler nicht mehr fürchten. Außerdem macht sein Direktor keinen übermäßigen Wind um den gemeinsamen Fernsehauftritt, so dass Jens in der Schule wohl auch künftig in Ruhe gelassen wird.

Am Donnerstagabend waren die beiden in der ARD zu sehen: Beim Quiz mit Jörg Pilawa, wo es im Idealfall 300 000 Euro zu gewinnen gibt. In diesem Fall waren es nur 5000, aber unglücklich sehen die beiden trotzdem nicht aus: Nicht der 60-jährige Helmut Dettmer-Besier, der die Oppenheim-Oberschule in Charlottenburg leitet und von sich sagt, dass er bisher jedes Ziel im Leben erreicht habe. Und auch nicht der 16-jährige Jens Cyganek, der zur 7. Klasse als Wackelkandidat hierher kam und jetzt schnurstracks Richtung Abitur unterwegs ist – und dabei im besten Sinne sehr normal wirkt.

Das war auch der Grund, weshalb der Direktor gleich wusste, dass er Jens ins Fernsehen mitnehmen würde und keinen anderen: Einen, der mit sanfter Starthilfe seiner Lehrer die Vieren in Mathe, Deutsch und Englisch zu Zweien machte und weder ein Mäuschen noch vorlaut ist. Dettmer-Besier hatte mit ein paar Freunden in einer jener Runden zusammengesessen, bei denen man feststellt, dass man mindestens so schlau ist wie die Durchschnittskandidaten in den Quizshows. „Ich schaffe es auf den Kandidatenstuhl“, erklärte also der Direktor. Seine Freunde wetteten 20 Flaschen Champagner dagegen. Die sind nun fällig, denn in Pilawas Vorausscheid hat er mit Jens locker hundert andere Paare rausgehauen, „und im anschließenden Interview merkte ich schon, wir sind so top. Ich weiß ja auch, dass ich bei sowas gut bin“.

Jens, der die Worte eine Nummer kleiner wählt, erzählt, wie er zu Beginn der Aufzeichnung einen Chemieversuch versemmelt hat, indem er vor Aufregung die Bunsenbrennerflamme abtötete, die eigentlich kometenhell ein paar Krümel Magnesium und Kupfer oxidieren sollte. Aber nach diesem Missgeschick habe Pilawa so nett über dies und jenes geplaudert, dass es beim nächsten Mal klappte.

Später während der Aufzeichnung hat ihn der Direktor mit seinem Veto gerettet, als Jens „Spaten“ sagte, obwohl „Spatel“ gemeint war. Dass sie kurz danach an den Verwandtschaftsverhältnissen der römischen Kaiser gescheitert sind, haben sie beide verschmerzt. Die Aufteilung des Gewinns hatten sie vorab geregelt: Halbe-Halbe, wobei Dettmer-Besier es in „eine Schlemmerreise durch Deutschland“ investieren und Jens seiner Mutter etwas geben will, die es mit ihm und seinen vier Geschwistern gut gebrauchen kann. Stefan Jacobs

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