zum Hauptinhalt

Berlin: Halluzinationen im Computer Ausstellung zu Drogenpflanzen im Botanischen Museum

In der letzten Langen Nacht der Museen rannten die Jugendlichen dem Botanischen Museum Dahlem geradezu die Türen ein. Denn zwischen Vitrinen mit giftigen Pilzen und tropischen Hölzern präsentierte das Museum in dieser Nacht ein Versuchsprojekt: eine interaktive Show über die Drogenpflanzen Hanf, Koka und Mohn.

In der letzten Langen Nacht der Museen rannten die Jugendlichen dem Botanischen Museum Dahlem geradezu die Türen ein. Denn zwischen Vitrinen mit giftigen Pilzen und tropischen Hölzern präsentierte das Museum in dieser Nacht ein Versuchsprojekt: eine interaktive Show über die Drogenpflanzen Hanf, Koka und Mohn. Seit gestern ist sie fester Bestandteil des Museums und damit die neue Dauer-Ausstellung über psychoaktive Pflanzen komplett.

Der von Studenten der Fachhochschule Potsdam entwickelte „Botanic Channel“ informiert auf dem Computerbildschirm über die drei häufigsten Drogenpflanzen und ihre Produkte wie Haschisch, Opium, Heroin, Kokain oder Crack. Experten unterrichten über die Kulturgeschichte des Gebrauchs dieser Pflanzen; Animationen zeigen, wie sie im Gehirn wirken. Drogenkonsumenten kommen in der Präsentation bewusst nicht zu Wort, die Folgen des Missbrauchs werden stattdessen in Dokumentationen über den Schriftsteller William S. Bourroughs und andere prominente Abhängige gezeigt. „Prävention ist nicht unser Ziel – wir bleiben bei den Fakten“, erklärt Matthias Melzig vom pharmazeutischen Institut der Freien Universität Berlin.

Vitrinen ergänzen die Ausstellung. Hier gibt es neben Mohnkapseln auch verbotene Früchte aus deutschen Vorgärten zu sehen: Stechäpfel, Wurzeln der Alraune und die Blüte der Engelstrompete. Dazu erfährt der Besucher en detail, wie verschiedene Substanzen wirken: Die geschnupften Samen des südamerikanischen Cebil-Baumes etwa führen zu schwarz-weißen Halluzinationen.

Dass so viel detailliertes Know-how über psychoaktive Nutzpflanzen zum Ausprobieren verleiten könnte, sieht das Ausstellungsteam nicht als Gefahr an, sondern als Ansatz, die Jugendlichen zu erreichen. „Man muss sachlich und glaubwürdig bleiben, sonst kommen die Schüler nicht“, erklärt der 27-jährige Student Daniel Becker von der FH Potsdam das Konzept der Ausstellung. Gemeinsam mit zwei Kommilitonen hat er die interaktive Computer-Schau entwickelt.

Das Projekt wendet sich an Schüler und junge Erwachsene, auch Schulklassen sind willkommen. Wer nach der Theorie dann psychoaktive Pflanzen in natura bewundern will, muss nur in den Botanischen Garten hinaus gehen: Im Arzneimittelgarten wachsen sie fast alle.

Botanischer Garten und Botanisches Museum, Königin-Luise-Straße 6-8 in Dahlem, täglich 10 bis 18 Uhr. Im Internet: www.bgbm.de

Carola Padtberg

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false