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Berlin: Handy am Steuer: Es blieb beim erhobenen Zeigefinger der Polizei

Für viele Autolenker ging gestern der Handy-Schwatz nahtlos in ein verkehrserzieherisches Gespräch über. Beamte der Berliner Polizei winkten Handy-Sünder an den Straßenrand und klärten sie über den neuesten Rechtsstand auf: "Sie haben während der Fahrt mit einem Handy am Ohr telefoniert.

Für viele Autolenker ging gestern der Handy-Schwatz nahtlos in ein verkehrserzieherisches Gespräch über. Beamte der Berliner Polizei winkten Handy-Sünder an den Straßenrand und klärten sie über den neuesten Rechtsstand auf: "Sie haben während der Fahrt mit einem Handy am Ohr telefoniert. Das verstösst ab heute gegen das Gesetz", klang es mahnend durch offene Wagenfenster.

Seit gestern Donnerstag gilt: Autofahrer dürfen ihre Wagen nicht mehr mit Handy am Ohr lenken und nur noch mit Freisprechanlage telefonieren. Wer es trotzdem tut, zahlt 60 Mark Verwarnungsgeld. Radfahrer, für die das Verbot ebenfalls gilt, zahlen die Hälfte. "Vorläufig belassen wir es aber noch beim erhobenen Zeigefinger", sagte Christine Rother von der Pressestelle der Berliner Polizei. Zur Kasse gebeten wird erst ab April. "Die Beamten wurden aber angewiesen, schon am ersten Tag auf telefonierende Fahrzeuglenker zu achten und diese anzuhalten", so Rother weiter.

Autowerkstätten und Mobiltelefonanbieter verzeichneten in den vergangenen Tagen und Wochen nur einen leichten Anstieg beim Verkauf von Freisprecheinrichtungen. "Die Leute warten wohl erst mal ab, bis Knöllchen verteilt werden", vermutet Andreas Graatz vom Opelhaus Bessemerstraße in Tempelhof. Die meisten Autofahrer bevorzugten, wie Graatz glaubt, die so genannten Head-Sets mit Mikrofon und Ohrhörer. Die gelten zwar als billigste, aber auch am wenigsten komfortable Variante. Aber auch bei diesen Geräten hält sich der Absatz in Grenzen, wie Ralf Krautenberg vom Mobiltelefonladen DZ-Shop am Borsigturm weiß: "Zehn Prozent mehr als normal, mehr ging nicht weg." Engpässe seien deshalb nicht zu befürchten, ohnehin seien die Bestände im Hinblick auf das neue Gesetz aufgestockt worden.

Dem Automobilclub ADAC geht das Handy-Verbot nicht weit genug. Er hat Autofahrer aufgefordert, generell auf das Telefonieren im Straßenverkehr zu verzichten. Nach einem Test des ADAC im vergangenen Jahr ist die Unfall-Gefahr bei Handy-Benutzern selbst mit Freisprechanlage oder Kopfhörer mehr als sechs mal höher als bei den Nicht-Telefonierern, sagte der Leiter der Verkehrsabteilung des ADAC Berlin-Brandenburg, Jörg Becker. "Der Strassenverkehr verlangt die volle Konzentration", so Becker.

Ein nicht repräsentativer Test des Tagesspiegel an der Kreuzung vor der Nationalgalerie ergab am Donnerstag folgende Resultate: Zwischen 13.00 und 13.30 Uhr hielten an der Ampel dreizehn Autofahrer mit Handy am Ohr, nur zwei trugen ein Head-Set. Aufgefallen sind außerdem: Ein Lenker, der sich während der Fahrt über einen auf dem Steuerrad ausgebreiteten Stadtplan beugte; ein weiterer trank ohne Freitrinkeinrichtung aus einer Coladose, und eine Frau schminkte sich, einhändig steuernd, die Lippen nach.

Von Tag zu Tag: Die Ohren sind frei

Guido Egli

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