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Berlin: Happening-Atmosphäre beim traditionellen Maifest auf dem Mariannenplatz

Das Straßenfest auf dem Kreuzberger Mariannenplatz gehörte gestern zu den sichersten Plätzen des Landes. Schon am U-Bahnausgang Kottbusser Tor kontrollierten Polizisten in Kampfmontur die Taschen der Fahrgäste - darunter viele Alt-Punks und Jugendliche, die auch auf dem Weg zu einem Grunge-Konzert hätten sein könnten.

Das Straßenfest auf dem Kreuzberger Mariannenplatz gehörte gestern zu den sichersten Plätzen des Landes. Schon am U-Bahnausgang Kottbusser Tor kontrollierten Polizisten in Kampfmontur die Taschen der Fahrgäste - darunter viele Alt-Punks und Jugendliche, die auch auf dem Weg zu einem Grunge-Konzert hätten sein könnten. Oranien-, Ecke Adalbertstraße, hieß es erneut "Bitte die Tasche öffnen". Ein Dutzend Einsatzwagen war dort abgestellt. Über der Straße wehte ein maoistisches Transparent im Wind. Hubschraubergeknatter war zu hören. Es fuhren nur wenige Autos.

Auf dem Mariannenplatz herrscht am frühen Nachmittag entspannte Kiezfest-Stimmung. Das Musikprogramm - kurdische Folklore, Rockabilly, Speedpolka - hat noch nicht begonnen. Türkische Kinder rennen mit PDS-Luftballons über die Wiese. Dort wird gegrillt und Boule gespielt, räkeln sich Pärchen, lesen Leute Flugblätter. Fast jede links-alternative Hilfs- oder Interessengruppe hat einen Info- oder Imbissstand.

Bei der Partido Comunista de Chile werden Unterschriften gegen Pinochet gesammelt und zugleich ein Gebäck frittiert, das übersetzt "aufgerissene Schlüpfer" heißt. Nebenan gibt es Rumpunch namens "Chainbreaker". Leute von "Friedas Frauenzentrum" sind da, von der "Kontakt- und Beratungsstelle für Flüchtlinge" und von der "Roten Hilfe". Die PDS hat gleich fünf Marktstände. Bei der antifaschistischen Aktion gibt es Kapuzenshirts, Trillerpfeifen und Sticker "Gegen Nazis" und mit dem Slogan "Widerstand heißt Angriff" zu kaufen.

Ein 20jähriger aus Friedrichshain und seine zwei Freunde erzählen, dass sie am Vormittag auf dem Weg nach Hellersdorf von der Polizei abgefangen und zurückgeschickt worden seien. Nun trinken sie Bier. Später soll es zur "revolutionären 1.-Mai-Demonstration" am Oranienplatz gehen, sagt der junge Mann in Springerstiefeln. Schon aus Trotz gehe er dort hin. "Katz-Und-Maus-Spiel" nennt er die alljährlichen Ausschreitungen. Wie bei einem Happening sei die Stimmung, sagt später ein Polizist, der auf dem U-Bahnhof Görlitzer Park patrouilliert. Bislang sei alles friedlich. "Bis es dunkel wird, ist das aber immer so".

Tobias Arbinger

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