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Berlin: Hart am Mann

Die Polizei verfolgte in kleinen Trupps gewaltbereite Gruppen Nicht verwirklicht wurde der Plan, anhand von Videobildern Störer festzunehmen

Nicht mehr zögern, sondern bei Gewalt sofort präsent sein, Steinewerfer aus der Masse herauspicken und festnehmen. Auf „Manndeckung“ und Technik setzte die Polizei dieses Mal – und das Einsatzkonzept scheint am 1. Mai in Kreuzberg aufgegangen zu sein. Die allgemeine Einschätzung von Sicherheitsexperten und beteiligten Polizeibeamten lautet: Es gab dieses Mal weniger Krawalle. Dafür war die von den Autonomen ausgeübte Gewalt umso geballter.

Die Autonomen hatten die Auseinandersetzung mit der Polizei gezielt gesucht. Wegen des „Myfestes“ gab es im gesamten Kiez kein Auto am Straßenrand das angezündet werden konnte. Am Abend zuvor hatte die Polizeitaktik im Mauerpark Krawalle weitgehend verhindert. Auch eine befürchtete Prügelei mit den Neonazis in Lichtenberg fand nicht statt. So entlud sich der geballte Frust am Abend gegen die Polizisten. Dabei stellte sich erstmals seit Jahren wieder der harte Kern gewalttätiger Autonomer in die erste Reihe. In den vergangenen Jahren gingen die Krawalle zumeist von angestachelten türkischarabischen Kindern und Jugendlichen aus.

Mit Ausdrucken aus den von der Polizei gemachten Videoaufnahmen sollten Steinewerfer schnell identifiziert und festgenommen werden. Allerdings kam das Konzept nicht zum Einsatz. Da die Ausschreitungen am späten Abend begannen, die Polizei aber etwa zwei Stunden brauchte, um Videofilme zu sichten, Bilder auszudrucken, zu vervielfältigen und an die Festnahmeeinheiten zu verteilen, lohnte sich der Einsatz am 1. Mai nicht mehr. Dafür werde es aber auch dieses Jahr wieder Fahndungsplakate mit Bildern von Straftätern aus Polizeivideos geben, sagte Einsatzleiter Jürgen Schubert. Auffällige Gruppen Jugendlicher wurden von Anfang an von Polizisten in so genannter „Manndeckung“ begleitet, um zu verhindern, dass die Jugendlichen Randale machen.

„Von der Taktik her gelungen“, bewertete der Innenausschuss-Vorsitzende des Abgeordnetenhause, Peter Trapp (CDU), den Polizeieinsatz in Kreuzberg. Es sei „eine andere Form der Gewalt als in den vergangenen Jahren“ gewesen, stellte der Vorsitzende des Polizei-Gesamtpersonalrats Uwe Hundt fest.weso

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