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Der Name der am 7. Februar 2005 erschossenen Hatun Sürücü steht auf einem Gedenkstein.

© dpa

Hatun-Sürücü-Preis 2016: 500 Euro gingen an Verein Mama Afrika

Am Freitagabend wurde der Hatun-Sürücü-Preis vergeben: Der mit 500 Euro dotierte erste Preis war für den Verein Mama Afrika bestimmt.

Von Sabine Beikler

An diesem Sonntag jährt sich zum elften Mal der Todestag von Hatun Sürücü. Die 23-Jährige wurde am 7. Februar 2005 wegen ihres westlichen Lebensstils von ihrem Bruder mit drei Kopfschüssen ermordet. Zum Gedenken an die Frau lobte die Grünen-Fraktion erstmals 2013 den Hatun-Sürücü-Preis aus. Am Freitagabend war die diesjährige Preisvergabe angesetzt: Der mit 500 Euro dotierte erste Preis war für den Verein Mama Afrika bestimmt, gefolgt vom Interkulturellen Mädchentreff und dem Afghanischen Kommunikations- und Kulturzentrum.

Die 2015 verstorbene Mutter von Tiranke Diallo hatte den Verein Mama Afrika im Jahr 2000 gegründet. Der Verein engagiert sich gegen die weibliche Genitalverstümmelung in Guinea und klärt in Deutschland darüber auf. Er vermittelt Bildungs-Patenschaften für Kinder im 2014 gegründeten Kindergarten in Kankan, der drittgrößten Stadt in Guinea. „Mittlerweile betreuen wir 138 Kinder und haben 50 Paten gefunden“, erzählt Tiranke Diallo. Über die Kinder knüpfen die Erzieher Kontakte zu Müttern und klären über körperliche und psychische Schäden der Genitalverstümmelung auf. Von weltweit 200 Millionen Opfern sind laut Uno 44 Prozent unter 15 Jahre alt. Die Rate der betroffenen Frauen in Guinea liegt bei 98 Prozent.

Bildungschancen von Mädchen und Frauen erhöhen

Der mit 300 Euro dotierte zweite Preis geht an den 1996 gegründeten Interkulturellen Mädchentreff, der heute zum Träger Albatros gehört. Der Treff bietet für Frauen, Mädchen aus dem Reinickendorfer Kiez und für geflüchtete Frauen aus Gemeinschaftsunterkünften Deutschkurse, tägliche Hausaufgabenhilfen, aber auch Schwimmunterricht oder Fahrradfahrkurse an. „Wir haben auch qualifizierte Kiezlotsen, die Familien besuchen und diese zum Beispiel zu Ämtern begleiten“, sagt Bettina Liebrucks-Beilby. So wollen die Mitarbeiter die Bildungschancen von Mädchen und Frauen erhöhen und ihre Selbstständigkeit fördern.

Das Afghanische Kommunikations- und Kulturzentrum in Neukölln unterstützt seit 1987 in Berlin und Brandenburg lebende Afghanen. Sabour Zamani schätzt, dass in der Region 5000 Afghanen leben. „Wir beraten und begleiten auch Flüchtlinge und bieten Sprachkurse an“, sagt Zamani.

Fünfköpfige Jury hat Preisträger ausgewählt

Das Zentrum organisiert zudem Kultur- und Informationsabende. „Es finanziert sich ausschließlich durch Spenden und finanzielle Zuschüsse der Ehrenamtlichen“, sagt Diplom-Pädagoge Zamani. Vor einem Monat sei ein Antrag auf Zuschüsse von der Integrationsverwaltung abgelehnt worden. Das Preisgeld beträgt 200 Euro.

Eine fünfköpfige Jury hatte in diesem Jahr die Preisträger für den Hatun-Sürücü-Preis ausgewählt. Die Preise werden von Unternehmen und Privatpersonen gestiftet. „Wir wollen mit unserem Frauenrechtspreis an Hatun Sürücü erinnern, die gegen alle Widerstände ein selbstbestimmtes Leben geführt hat. Zudem wollen wir das Engagement für Mädchen und Frauen stärken“, sagt Grünen-Frauenpolitikerin Anja Kofbinger. Auch heutzutage sei es noch nicht selbstverständlich, dass Frauen selbstbestimmt leben würden und die gleichen Rechte wie Männer hätten.

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