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Hauptbahnhof

© dpa

Hauptbahnhof-Dach: Kurzes Ende einer langen Affäre

Bundestagsabgeordnete wollen kein Geld für die Dacherweiterung am Hauptbahnhof locker machen. Nach der geplanten Bebauung der Umgebung wäre davon ohnehin nicht viel zu sehen geblieben.

Der Hauptbahnhof wird wohl sein kurzes Dach behalten. Geld aus Bundesmitteln, um die Glaskonstruktion nachträglich doch noch auf die einst vorgesehene Länge zu bringen, werde es nicht geben, sagte gestern der Vorsitzende des Bundestags-Haushaltsausschusses, Otto Fricke (FDP). Am Mittwoch lassen sich die Parlamentarier nochmals Zahlen zum Hauptbahnhof vorlegen, über Geld werde aber nicht abgestimmt. Ein Gutachten im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums hat für die Dachverlängerung Kosten in Höhe von insgesamt 53 Millionen Euro ermittelt. Dieses Geld will auch die Bahn nicht aufbringen.

Architektonisch wäre es schön, wenn das Dach die ursprünglichen Proportionen erhielte, wie es das Architekturbüro von Gerkan, Marg und Partner geplant hatten, sagte Fricke. Angesichts der weltweiten Finanzkrise, die sich auch auf Deutschland auswirke, könne man dem Steuerzahler nicht zumuten, aus Bundesmitteln die Kosten für die Dachverlängerung des Hauptbahnhofs in Berlin zu finanzieren, sagte Fricke. Auch Frickes Kollege von der SPD, Carsten Schneider, lehnt es ab, das Dach zu verlängern.

Fricke ist auch dagegen, dass der Bund die Bahn zwingt, das Dach auf eigene Kosten zu verlängern. Man könne sich nicht gegen den geplanten Bedienzuschlag der Bahn beim Verkauf von Fahrkarten an den Schaltern wehren und dann fordern, 53 Millionen Euro für die Dachverlängerung auszugeben. Zudem sei das verkürzte Dach nach der Randbebauung ohnehin fast nicht mehr zu erkennen.

Abgesehen von dem Hochhaus am Europaplatz (in der Grafik Punkt 4) gibt es für alle Baufelder rund um den Bahnhof konkrete Bauabsichten. Die Arbeiten an dem Meininger-Hotel (Punkt 2) sollen noch in diesem Jahr beginnen. Wahrscheinlich ist allerdings, dass sich der Baubeginn für den Kubus auf dem Washingtonplatz noch einmal verschiebt, nachdem der Bahn-Vorstand es vorgezogen hat, doch lieber im Hochhaus am Potsdamer Platz zu bleiben. Dennoch werden die anderen Neubauten den Blick auf das Bahnhofsdach so verstellen, dass es von den umliegenden Straßen aus kaum mehr zu sehen sein wird.

So soll es voraussichtlich auch am Humboldthafen, auf der Ostseite des Bahnhofs, kommen. Das erste Baufeld dort ist bereits verkauft, die anderen werden sukzessive folgen. Drehen sich erst einmal die Kräne, wird auch das verkürzte Dach auf der Ostseite des Bahnhofs hinter den dort entstehenden Fassaden nach und nach verschwinden.

Es bleibt am Ende nur die Frage des Bahnhofslärms. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge- Reyer (beide SPD) setzen sich für das lange Dach ein, weil dann die neuen Immobilien, vor allem die geplanten Wohngebäude, besser zu nutzen und ihre Baugrundstücke teurer zu verkaufen seien.

Für die Hotels ist der Lärm durch ankommende und abfahrende Züge indes kein Problem. „Wer bei uns wohnt, weiß dass er direkt am Bahnhof schläft“, sagt Sascha Gechter, geschäftsführender Gesellschafter der Meininger-Gruppe. Moderne Fenster schluckten viel Lärm, am Ende seien es nur die Durchsagen an den Bahnsteigen, so Gechter, die seine Gäste hören werden. „Und das sind nach 23 Uhr abends überschaubar wenige.“ So wie Gechter sehen es auch andere potenzielle Investoren und Hotelbetreiber.

Bleiben noch die Fahrgäste der 1. Klasse. Bei langen ICE-Zügen werden sie bei Regen oder Schnee weiter nass, wenn das Dach kurz bleibt.

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