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Mit Burkini ins Wasser.

© picture-alliance/Rolf Haid dpa/lsw

Hauptsache, Schwimmen lernen: Der Burkini-Streit ist nicht hilfreich

Wer Burkinis im Schwimmunterricht zulässt, zementiert keine Ungleichheit, sondern wird seinem Lehrauftrag bestmöglich gerecht. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ronja Ringelstein

Wenn Frauen und Mädchen sich aus religiösen Gründen verhüllen, sorgt das regelmäßig für Streit. Nach dem Kopftuch wird nun über den Burkini, den Ganzkörperbadeanzug, gestritten. Ein Gymnasium in Herne, Nordrhein-Westfalen, hat 20 Leih-Burkinis angeschafft, um muslimischen Mädchen die Ausrede zu nehmen, aufgrund ihrer Religion nicht am Schwimmunterricht teilnehmen zu können. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) findet es „völlig vertretbar“, wenn Schulen die Teilnahme am Schwimmunterricht fördern, indem sie Burkinis ausgeben. Die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Julia Klöckner meint dagegen, die Schule zementiere so „ein frauendiskriminierendes Rollenverständnis an einem Ort, an dem Kinder und Jugendliche gerade das Gegenteil lernen und sich frei entfalten sollten“. Und nachdem die Berliner AfD es schon vor zwei Jahren tat, fordert inzwischen auch die Berliner CDU ein Kopftuchverbot für Schülerinnen – und damit auch ein Burkiniverbot.

CDU und AfD diskriminieren Frauen so vielmehr selbst

Wünschenswert wäre, dass sich die Politiker der beiden letztgenannten Parteien überlegen würden, was ihre Forderung in der Realität umgesetzt bewirkte. Was ist wohl wahrscheinlicher: dass Familien die Regeln ihres Glaubens über Bord werfen und ihre Töchter im Badeanzug schwimmen lassen? Oder dass sie ihnen eine Entschuldigung für das Fehlen am Unterricht schreiben?

Wer Burkinis im Schwimmunterricht zulässt, zementiert keine Ungleichheit, sondern wird seinem Lehrauftrag bestmöglich gerecht. CDU und AfD begründen ihre Anti-Kopftuch-Haltung mit der Diskriminierung von Mädchen – diskriminieren diese aber genau dadurch, dass sie auf ihrem Kreuzzug für die Frauenbefreiung ständig deren Kleidung thematisieren. Den Kindern selbst ist es dagegen völlig egal, was die anderen Schülerinnen beim Baden tragen. Hauptsache, die Freundin ist dabei, kann ihr Seepferdchen-Abzeichen machen, kann tauchen, schwimmen, vom Startblock springen. Die Erwachsenen könnten sich an dieser Haltung durchaus ein Beispiel nehmen.

Kinder müssen Schwimmen lernen

Kinder müssen schwimmen lernen, es ist anders als etwa Tischtennis eine Qualifikation, die im Zweifel über Leben und Tod entscheidet. Nicht nur der DLRG weist darauf in jeder sommerlichen Badesaison wieder hin. Je früher das Schwimmen gelernt wird, desto besser, und darum muss das Angebot niedrigschwellig sein. Zu fordern, dass Schulen den Burkini auf ihre Kosten bereitstellen, ist aber ein Schuss übers Ziel hinaus – dass Eltern den selbst kaufen, kann man schon verlangen. Badeanzug und Badehose zahlen sie schließlich auch selbst.

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