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Hauptstadt: Schwebender Pavillon für "Topographie des Terrors"

Das Berliner Architektenbüro Heinle, Wischer und Partner liefert den Entwurf für "Topographie des Terrors". Das NS-Dokumentationszentrum soll in einem "schwebenden Pavillon" aus Glas und Stahl untergebracht werden.

Berlin - Das sieht der am Mittwoch preisgekrönte Entwurf des Berliner Architektenbüros Heinle, Wischer und Partner vor, wie die Stiftung und das Bundesamt für Bauwesen mitteilten. Aus über 300 Entwürfen waren 23 in die letzte Runde gekommen. Der zweite Preis ging an den Architekten Ramsi Kusus und den Landschaftsarchitekten Frank Kiessling (beide Berlin).

Damit gehen die Neubauplanungen für das NS-Gedenkzentrum auf dem Gelände der ehemaligen SS- und Gestapozentralen, den zentralen Einrichtungen des nationalsozialistischen Verfolgungs- und Terrorapparates mit den Schreibtischen Himmlers, Heydrichs und Kaltenbrunners, in eine entscheidende Runde. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) begrüßte die Entscheidung und hofft jetzt auf einen «würdigen und angemessenen Gedenk- und Informationsort».

2007 ist für den vermutlich 20 Millionen Euro teuren Neubau der erste Spatenstich geplant. Die Bundesregierung hofft auf eine Fertigstellung des gemeinsam mit dem Land Berlin getragenen Zentrums im Jahr 2009 zum 70. Jahrestag des Überfalls deutscher Truppen auf Polen.

Der preisgekrönte Entwurf der Architektin Ursula Wilms mit dem Landschaftsarchitekten Heinz W. Hallmann (Aachen) sieht einen quadratischen, eingeschossigen und verglasten Kubus mit einer hellen, fast weißen Metallgeflechtfassade vor. Durch einen kurzen Sockel und eine deutlich über dem Boden endende vorgehängte Fassade aus Glas und verschiebbaren Stahllamellen wirke der Ausstellungspavillon «leichtfüßig, fast schwebend», betonte die Jury.

Der Bau korrespondiere mit dem benachbarten Gropiusbau, nehme sich aber in der Höhe und Außenwirkung dezidiert zurück. Zum Freiraumkonzept heisst es, der bestehende Ausstellungsgraben, die Zellen und die Relikte des Küchenkellers des Reichssicherheitshauptamtes würden angemessen hervorgehoben und in das Wegenetz integriert. Trotz einiger «Mängel im Detail» sei der Entwurf ein «interessanter und angemessener Beitrag», betonte die Jury.

Der geschäftsführende Direktor der Stiftung, Andreas Nachama, sprach von einem «schönen Entwurf», der sich in seiner «eingeschossigen Bauweise nicht über das Gelände erhebt, zugleich aber mit seiner hellen Metallgeflechtfassade eine dem "Lernort" angemessene Würde ausstrahlt», wie er der dpa sagte. Ziel des Wettbewerbs sei eine Gesamtkonzeption für die Gestaltung des Geländes und des neuen Dokumentationszentrums gewesen, die der nationalen und internationalen Bedeutung des historischen Ortes gerecht werde, betonte die Stiftung.

Kulturstaatsminister Neumann setzt jetzt auf eine «zügige Realisierung» des Projekts, wozu auch die Kosten- und Ausführungsplanung mit den Architekten unter der Regie der Bauverwaltung des Bundes gehöre. Erst danach seien «verlässliche Angaben über die Kosten seriös kalkulierbar«, die je zur Hälfte vom Bund und von Berlin getragen würden, betonte Neumann.

Der Berliner Kultursenator Thomas Flierl (Linkspartei), der ebenso wie Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) und die frühere Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) neben Architekturexperten der Jury angehörten, zeigte sich «sehr erfreut» über die Entscheidung. «Jetzt kann gebaut werden», meinte Flierl als Vorsitzender des Stiftungsrates. Der kulturpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Wolfgang Börnsen, sieht jetzt die «einmalige Gelegenheit, unter Einbezug des Holocaust-Mahnmals und des Jüdischen Museums in Berlin eine "Trias der Mahnung" zu schaffen».

Ein Streit um den früheren Zumthor-Entwurf hatte zu jahrelangem Stillstand und schließlichem Baustopp nach bereits verbauten 14 Millionen Euro geführt. Provisorisch befindet sich dort seit 1987 eine Dauerausstellung. Im Mai 2004 hatten die damalige Kulturstaatsministerin Weiss und Berlins Kultursenator Flierl wegen des unkalkulierbaren finanziellen Risikos das Aus für den Entwurf des Schweizer Architekten Peter Zumthor verkündet. (tso/dpa)

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