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Der Flughafenbahnhof ist fertig - der Flughafen nicht.

© Thilo Rückeis

Hauptstadtflughafen: Keine fabrikneuen Züge für den BER

Heute hätten eigentlich die ersten Flugzeuge vom BER abheben sollen, doch der Eröffnungstermin lässt noch auf sich warten. Und die fabrikneuen Züge, die es für den "modernsten Flughafen Europas" geben sollte, werden dann schon nicht mehr taufrisch sein - von den S-Bahnen ganz zu schweigen.

Am heutigen Sonntag sollte es nach mehreren Verschiebungen zuletzt so weit sein: In Schönefeld sollten nach den Plänen des im Sommer 2012 inthronisierten Technischen Geschäftsführers der Flughafengesellschaft, Horst Amann, am BER die ersten Flugzeuge starten und landen. Dass nichts daraus geworden ist, spürt nicht nur Amann, der in der vergangenen Woche seinen Geschäftsführerjob bei der Flughafengesellschaft losgeworden ist und nun nur noch eine bisher kleine Tochterfirma leiten wird. Auch die Pläne des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB), den nach Ansicht der früheren Geschäftsleitung „modernsten Flughafen Europas“ mit fabrikneuen Zügen zu bedienen, gehen nun nicht mehr auf.

Die für den Flughafenexpress beschafften Züge werden bis zur Eröffnung irgendwann schon einige Jährchen hinter sich haben – und die S-Bahn kann sowieso dann nur betagte Fahrzeuge einsetzen. Neue Züge sind zunächst lediglich für den Ring und seine Zulaufstrecken im Südosten vorgesehen.

Dies hat bereits im Sommer den Vorsitzenden des Verkehrsausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter, in Rage gebracht, der inzwischen Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag geworden ist. „Angesichts der erhaltenen und eingeforderten weiteren finanziellen Unterstützung durch den Bund und der von Ihnen häufig betonten Bedeutung des Projekts für die deutsche Hauptstadt erscheint der Verzicht auf neue S-Bahn-Züge für die BER-Anbindung nicht nachvollziehbar“, schrieb Hofreiter dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Es sei eine ungewöhnliche Entscheidung, „einen mit erheblichem öffentlichen Aufwand neu errichteten Flughafen nicht mit neuem Zugmaterial anzubinden, sondern mit alten, nicht klimatisierten, technisch anfälligen und in ihrer Höchstgeschwindigkeit limitierten Zügen“, heißt es weiter.

"Pünktlich und stabil"

Wowereit überließ die Antwort dem Staatssekretär in der Verkehrsverwaltung, Christian Gaebler. Und dieser sieht keine Probleme. Die S-Bahn-Anbindung mit den vorhandenen Fahrzeugen der Baureihe 481 werde selbstverständlich alle Anforderungen eines attraktiven Angebotes erfüllen und „pünktlich und stabil“ verkehren. Kein Wort dazu, dass diese Fahrzeuge dann gut 20 Jahre alt sein werden und feststeht, dass die technischen Probleme nicht komplett gelöst werden können – etwa beim Bremssand, wie Hofreiter kritisierte. Die logische Folge seien häufige Verspätungen.

Die Fahrzeuge werden nicht mehr neu sein

Die S-Bahn sei zudem nicht als Hauptanbindung des Flughafens zur Innenstadt vorgesehen, antwortete Gaebler. Dies übernehme der Flughafenexpress, der alle 15 Minuten verkehre – jeweils halbstündlich vom Flughafen über die Anhalter Bahn zum Hauptbahnhof und zunächst mit den Regionalbahnen der Linien RE 7 und RB 14 über die Stadtbahn mit Stopps in Karlshorst, Ostbahnhof, Alexanderplatz, Friedrichstraße, Hauptbahnhof, Zoo und Charlottenburg. Nach dem Ausbau der Dresdner Bahn soll der Airportexpress dann alle 15 Minuten zwischen dem Hauptbahnhof und dem BER-Flughafen pendeln.

Die dafür vorgesehenen Fahrzeuge sind 2012/13 beschafft worden und werden jetzt im Regionalverkehr eingesetzt. Zur Eröffnung des Flughafens werden sie nicht mehr taufrisch sein. Diese Fahrzeuge seien aber auch in ein, zwei oder drei Jahren noch „neu“, heißt es beim VBB. Vorausgesetzt, sie werden so ordentlich gepflegt, wie es der Vertrag mit der Deutschen Bahn vorsehe. Eisenbahnfahrzeuge seien schließlich für eine Nutzungsdauer von 30 Jahren ausgelegt.

Auch die S-Bahn-Fahrzeuge der Baureihe 481 seien zur Flughafeneröffnung 2015, 2016 oder 2017 noch verhältnismäßig neu. Fabrikneue Fahrzeuge verlangen der VBB und der Senat nur für den Ring, dessen Betrieb derzeit ausgeschrieben wird. Frühestens 2018 könnten die ersten „Neuen“ kommen. Und dann ist der Flughafen vielleicht schon in Betrieb – erschlossen mit den alten Fahrzeugen.

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