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Haustiere: Friedhof der Kuscheltiere

Letzte Ruhestätte für Purzel und Mäxchen: Seit 2003 können Tierbesitzer ihre Lieblinge auf dem Berliner Tierfriedhof in Tempelhof bestatten lassen.

Berlin - Vor dem kleinen Grab steht eine alte Dame und weint. In der einen Hand hält sie eine Hundeleine, an der ihr winziger Pudel auf und ab tippelt. Mit dem Taschentuch in der anderen Hand tupft sie sich immer wieder über die geröteten Augen. Das Grab ist frisch: Wenige Tage zuvor ist Sheila, ihr anderer Zwergpudel, gestorben. Seine letzte Ruhestätte hat das Hündchen auf dem Berliner Tierfriedhof im Stadtteil Tempelhof gefunden.

Seit 2003 können Tierbesitzer ihre Püppi, Mäxchen, Sunny und Purzel auf dem 3000 Quadratmeter großen Areal beerdigen lassen. "Hier liegen hauptsächlich Hunde und Katzen, aber auch Hamster", sagt Tierbestatter Reinhard Feldkamp, der den Friedhof auf dem Gelände einer ehemaligen Friedhofsgärtnerei betreibt. Die rund 300 Gräber sind liebevoll gestaltet, jedes auf seine Art einzigartig. Zwischen den Grabumrandungen türmen sich Blumen, Kerzen, Fotos und das Lieblingsspielzeug der Vierbeiner. "Schlaf schön, liebes Kittylein" oder "Wir werden dich nie vergessen" steht auf Kreuzen und Grabsteinen geschrieben.

Viele der trauernden Tierbesitzer besuchen den Friedhof regelmäßig, um die kleinen Gräber zu pflegen oder auf einer Bank in Nähe des Grabes zu sitzen. "Viele Menschen haben eine ausgeprägte Beziehung zu ihrem Haustier", sagt Feldkamp. Deshalb scheuen sie weder Mühen noch Kosten, wenn es um ihr Tier geht - auch nach dessen Tod nicht. Eine Grabstelle kostet nach Angaben von Feldkamp für zwei Jahre - das ist die gesetzlich vorgeschriebene Mindestliegezeit - 300 bis 500 Euro. Dazu kommen die Kosten für die Grabdekoration, den Grabstein und - falls es der Tierhalter wünscht - den Sarg.

Farbenfrohe Tiersärge

Tiersärge und -urnen bieten die Berliner Tierbestatter in allen Größen und Formen an. In der Hauptstadt gibt es nach Information von Feldkamp, der auch Vorsitzender des Bundesverbands der Tierbestatter ist, acht dieser Unternehmen. Die Tierbestatterin Heike-Barbara Lust stellt die kleinen Särge aus Kartonage oder Pressholz selbst her. Handbemalt, mit getrockneten Blättern oder hölzernen Figuren dekoriert und mit Stoff und Seidenpapier gepolstert, ist jeder einzelne ein farbenfrohes Unikat. "Die Särge sind ein symbolischer Farbtupfer. Der Anlass ist nämlich schon traurig genug", sagte Lust, die zu Hause zwei ihrer selbst gestalteten Urnen mit der Asche ihrer Schäferhunde stehen hat.

Mit 100 bis 240 Euro ist eine Einäscherung erheblich günstiger als die Erdbestattung. Nach Meinung von Tierbestatter Eckhard Fischer bevorzugen die meisten Tierbesitzer diese jedoch vor allem, weil sie die Asche mit nach Hause nehmen können - das geliebte Haustier also noch immer in der Nähe ist: "Der Verlust eines Tieres ist manchmal genauso schlimm wie der eines Verwandten." Deshalb bietet sein Unternehmen einen vergleichbaren Service wie die Humanbestatter: Trauerbegleitung, Hausbesuche, 24 Stunden Erreichbarkeit, aber auch Seebestattungen (ca. 700-800 Euro), Diamantbestattungen (ca. 15.000 Euro) und Weltraumbestattungen (ca. 25.000 Euro). Diese kostspieligen Alternativen wurden bisher jedoch noch nie bestellt: "Da muss man sein Tier schon außergewöhnlich lieben." (Von Irena Güttel, dpa)

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