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Berlin: Hautcreme fürs Porzellangesicht

Liebhaber zahlen viel Geld für eine Künstlerpuppe. Die „Story of Berlin“ zeigt eine neue Ausstellung

Als Kinderersatz? Nein, das passiere nicht so oft. Martina Krak und Jörg Saupe von der Künstlerpuppengalerie in der Fasanenstraße verkaufen eher an Sammler, und das seit zwölf Jahren. Die kennen die Stars der Puppenkünstlerszene mit Namen, kennen Hildegard Günzel aus Duisburg, die die Porzellangesichter mit einem Wachsüberzug versieht. „Das ist besonders hautähnlich, und Kratzer kann man mit Nagellackentferner verreiben.“ Sie kennen Sonja Hartmann mit ihren aristokratischen Mädchenpuppen, Ruth Treffeisen – „aus diesen Puppen ist sehr viel herauszuholen in der Zwiesprache“ – und sie kennen Annette Himstedt mit ihren „Minchen“. Sie können erkennen, ob die Kleider aus echten historischen Materialien sind und geraten ins Schwärmen bei handgenähten Lederschuhen. Der größte Feind dieser Puppen ist allerdings ein Kind, das mit ihnen spielen will. Denn sie kosten zwischen 200 und 7000 Euro, es gibt Porzellanpuppen, handgefertigt, und Vinylpuppen aus der Manufaktur. Es gibt historische Kopien und freie Entwürfe. Eines aber haben alle Puppen: echtes Haar. „Die hier hat zum Beispiel eine Naturwelle. Die kommt immer wieder. Die müssen Sie nur immer wieder durchbürsten,“ sagt Martina Krak von der Galerie. Krak ist selbst Schneiderin, und wenn eine ihrer Kunden für die teure Puppe ein Alltagskleid will, dann tritt sie in Aktion. Und sie weiß, dass man die Porzellangesichter ruhig einmal mit Niveacreme pflegen und reinigen kann.

Kunst an Puppen, anders als Kunst an Stühlen zum Beispiel, wird ja hauptsächlich von Frauen gemacht und gekauft. Aber es gibt in der Ausstellung auch freiere, modernere Entwürfe. Die „Irene“ von Maria di Rossi mit Spitze, Netzstrumpfhose, kauernd. Die zeigt Haut, „vor allem Männer mögen das“, sagt Saupe. Di Rossi kommt „von der Bildhauerei“, und vielleicht hat sie deshalb die Schlüsselbeine so stark gezeichnet. Bis zu 15 Brände erhält das Porzellan, wird immer wieder geschliffen und bemalt. Aber auch Porzellanpuppen sind nie ganz aus dem weißen Gold, und „der Po ist gestopft.“

Manchmal kommen Großmütter mit ihren Enkeln in die Galerie und hätten diese gerne auch noch als Puppe modelliert. Das lässt sich machen. Oder „Männer lassen sich ihre Frauen als Puppe machen – so wie sie als Mädchen waren“. Die werden dann vererbt, und das sei schließlich eine viel persönlichere Erinnerung als Geld oder Schmuck. „Mindestens drei Fotos braucht man, um überhaupt Ähnlichkeit zu erreichen: eines von vorne, eines von der Seite, eines von dem ganzen Menschen.“ Eine persönliche Puppe gibt es ab 2000 Euro aufwärts. ded

Zum Einarbeiten: Noch bis zum 3. November ist die Ausstellung „Hello Doll(y), Puppenkunst der Extraklasse“ bei „The Story of Berlin“ im Ku’damm Karree zu sehen. Öffnungszeiten MoFr 12-20 Uhr, Sa und So 12-18 Uhr.

Für Fortgeschrittene: Berliner Künstlerpuppengalerie, Galerie am Fasanenplatz, Fasanenstraße 41-41.

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