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In den Ruinen der alten Frauenheilanstalt in Beelitz findet am 9. Mai ein Food-Festival mit internationaler Küche statt.

© Refugium Beelitz

Heilstätten Beelitz: Food-Festival im Sanatorium

In den Ruinen der Beelitzer Heilstätten wird nun auch gekocht. Zum Food-Festival haben sich schon 16.000 Menschen angemeldet. Auch, weil es das letzte Mal ist, dass die Ruinen der ehemaligen Frauenklinik in unsaniertem Zustand zu sehen sind.

Spargel in Variationen, dazu die Kulisse der verfallenen Beelitzer Heilstätten. Diese Kombination scheint unschlagbar zu sein. Vor zwei Wochen kündigte der Immobilienentwickler Frank Duske im sozialen Netzwerk Facebook an, dass am 9. Mai auf seinem Gelände im Quadranten D der Heilstätten ein Food Festival stattfinden soll, bevor die Häuser zu Künstlerwohnungen umgebaut werden. Inzwischen haben bei Facebook rund 16.000 Menschen ihre Teilnahme angekündigt. Damit würde die Anzahl der Besucher die Zahl der Einwohner in Beelitz um mehr als 3000 übersteigen.

„Natürlich wissen wir, dass nicht jeder kommt, der im Internet zusagt“, sagt Frank Duske. Für Veranstaltungen in Berlin, wo seine Firma sitzt, rechne man meist damit, dass etwa ein Viertel der angekündigten Menschen kommt. „Das wären aber immer noch 4000 Gäste und eine enorme Herausforderung für unsere Infrastruktur.“ In der kommenden Woche werde man gemeinsam mit der Polizei planen, wie viele Besucher mit dem Auto und der Bahn am 9. Mai tatsächlich anreisen können.

Köche aus Syrien, dem Iran, Südkorea und Peru

Eigentlich sollte das Food Festival keinen Eintritt kosten. „Um den Besucheransturm steuern zu können, haben wir uns jetzt aber entschieden, doch Eintrittskarten zu verkaufen“, sagt Duske. Sieben Euro soll der Spaß kosten, darin enthalten ist aber ein Essensgutschein über fünf Euro, Kinder haben freien Eintritt. Gemeinsam mit dem Contemporary Food Lab, einer Gemeinschaft, die sich weltweit um nachhaltiges Essen kümmert, sollen an verschiedenen Stationen Spargelgerichte angeboten werden.

Die Köche stammen aus Syrien, Iran, Südkorea, Peru und Frankreich. 70 Prozent der angekündigten Besucher seien aus Berlin, sagt Duske. „Die Heilstätten besitzen ein enormes Anziehungspotential, dazu beginnt ja jetzt die Spargelsaison und die Berliner wollen endlich wieder raus auf das Land.“

Der Spargel soll dabei eigentlich nur den Rahmen für die Veranstaltung bieten, da das Gemüse das ist, was man am ehesten mit Beelitz verbindet. „Unser Restaurator wird an dem Samstag auch Touren durch unsere drei Ruinen bieten, zudem gibt eine Historikerin Rundgänge zur Geschichte der vor mehr als 100 Jahren gebauten Häuser“, sagt Duske.

Daneben wird es am 9. Mai auch einen Erzeugermarkt mit etwa 20 Ständen geben, an denen regionale Produkte verkauft werden. Zugesagt hätten unter anderem der Spargelhof Syring, die Sanddornproduzentin Christine Berger oder die Feinkostmanufaktur Potsdamer Senf-Elfen. Abends soll es dazu Lounge-Musik auf dem Gelände geben.

Um 22 Uhr ist Schluss. „Wir haben den Zeitpunkt so gewählt, damit die Leute nicht schlagartig das Gelände verlassen müssen, um nach Hause zu kommen.“ Bis Mitternacht fahren auch Züge von den Heilstätten nach Berlin.

Wohnungen im alten Sanatorium

Das Food Festival ist die zweite Veranstaltung, die Duske auf dem Gelände ausrichtet. Bereits im August gab es dort ein Picknick. Damals hatten 900 Menschen bei Facebook zugesagt, gekommen sind 1300. „Das war für uns natürlich ein Problem, da das Eis bereits nach zwei Stunden ausverkauft war und es auch sonst lange Schlangen beim Essen gab.“ Die Planer hatten nur mit rund 250 Besuchern gerechnet. Ein weiterer Grund, warum es nun für das Food Festival Eintrittskarten gibt.

Der Termin am 9. Mai wird Frank Duske zufolge das letzte Mal sein, dass die drei Gebäude der ehemaligen „Frauenheilanstalt für nicht ansteckende Krankheiten“ für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Die Heilstätten-Gebäude, die einst als Wäscherei, Küche und Sanatorium dienten, sollen zu Studiowohnungen für Künstler umgebaut werden. Insgesamt sollen so 50 Wohnungen entstehen, die Grundrisse zwischen 45 und 240 Quadratmetern haben. Die Pläne dazu wurden seit einem halben Jahr entwickelt. Jetzt wurde der Bauantrag für das Sanatorium gestellt, in dem 28 Wohnungen entstehen sollen.

„Da wir schon in der Vorplanung eng mit den Behörden zusammengearbeitet haben, hoffen wir auf eine Baugenehmigung innerhalb von vier Monaten“, sagt Duske. Demnach würden die Bauarbeiten im August beginnen, Ende 2016 könnten die Wohnungen bezugsfertig sein. Drei Monate nach Baubeginn sollen dann die Arbeiten am Küchengebäude anfangen und noch einmal drei Monate später an der Wäscherei, sodass die jeweiligen Handwerker direkt von einem Haus zum nächsten wechseln können. Im Jahr 2017 sollen alle Wohnungen fertig sein.

Refugium Beelitz

Mehrmals pro Woche ist Frank Duske derzeit in Beelitz, um potentiellen Interessenten die Wohnungen zu zeigen. Sie kosten rund 2000 Euro pro Quadratmeter. Das Küchengebäude wurde komplett an einen Investor verkauft, der die zwölf Wohnungen darin später vermieten will. Die Eingriffe an den Gebäuden würden so gering wie möglich gehalten. Gedacht sind die Wohnungen als Refugien für Künstler, weshalb Duske das millionenschwere Projekt auch „Refugium Beelitz“ genannt hat.

Maler, Bildhauer oder Schriftsteller sollen gleichermaßen einen Raum zum Wohnen und Arbeiten finden. „Es gibt keine Vorgaben an die Künstler, aber wir sind darauf bedacht, Menschen aufzunehmen, die dauerhaft in Beelitz wohnen wollen“, sagt Duske Schließlich sollen die Heilstätten keine Sommerresidenz werden. Im Gegenteil – die Bewohner sollen sich dann abends im Kaminzimmer treffen.

9. Mai, 12 Uhr, Eintritt 7 Euro, Kinder haben freien Eintritt. Weitere Infos unter: www.refugium-beelitz.de/spargel

Enrico Bellin

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