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Wieder gewünscht. Das Altkennzeichen von Eisenhüttenstadt. Foto: dpa / ZB

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Berlin: Heimatgefühl auf Blech

Erhält Brandenburg seine Altkennzeichen zurück? Eisenhüttenstadt will, die Kreisverwaltung nicht.

Von Matthias Matern

Eisenhüttenstadt - Eigentlich sind die Messen im Landkreis Oder-Spree bereits gesungen, doch Siegfried Behrendt hofft auf die Unterstützung seines Landrates. Der solle sich im auslaufenden Jubiläumsjahr zum 300. Geburtstag Friedrichs II. dessen Leitspruch zu eigen machen, und jeden nach seiner Fasson selig werden lassen, meint der Eisenhüttenstädter Wirtschaftsförderer. Jetzt, da der Bundesrat im September den Weg für die Wiedereinführung von Altkennzeichen freigemacht hat, sollen sich auch die Eisenhüttenstädter wieder ihr altes EH-Nummernschild an ihr Auto schrauben dürfen, findet Behrendt. Bereits zweimal hätten sich die Einwohner dafür ausgesprochen.

Die Kreisverwaltung im 30 Kilometer entfernten Beeskow hat wenig übrig für die Wünsche der Eisenhüttenstädter. Für ihn hänge die Seligkeit nicht vom Pro oder Kontra beim Thema Altkennzeichen ab, teilt Oder-Spree-Landrat Manfred Zalenga (parteilos) mit. Laut Bundesratsbeschluss müssen die Länder beim Bund die gewünschten Altkennzeichen anmelden. Anfang November hat das brandenburgische Verkehrsministerium alle Landkreise angeschrieben, um das Interesse auszuloten. Noch aber seien nicht alle Stellungnahmen eingegangen, berichtet Ministeriumssprecher Jens-Uwe Schade. „Aber wir rechnen mit einer äußerst geringen Resonanz.“ Er glaube nicht, dass in Brandenburg die Verbundenheit zu den alten Kennzeichen besonders groß ist, schließlich seien sie ja erst kurz nach der Wende eingeführt und mit der Gemeindegebietsreform Ende 1993 wieder abgeschafft worden.

Eine (bundesweite) Umfrage der Hochschule Heilbronn befragte in Brandenburg im Herbst des vergangenen Jahres 2500 Personen in zehn Städten, immerhin 68 Prozent der Befragten stimmten für die Altkennzeichen. Befragt worden seien allerdings nur die Bürger in jenen Kommunen, die früher auch ein eigenes Kennzeichen hatten, etwa Luckau, Finsterwalde, Eisenhüttenstadt, Wittstock und Senftenberg, räumt Professor Ralf Borchert von der baden-württembergischen Hochschule ein. „Besonders hoch war die Zustimmung in Senftenberg, Eisenhüttenstadt und in Wittstock.“ Paul-Peter Humpert, Geschäftsführer des brandenburgischen Landkreistags, hält das Thema für überbewertet und die Umfrage der Hochschule für kaum repräsentativ. „Außerdem gibt es noch eine ganze Reihe offener Fragen. Wer darf zum Beispiel das alte Kennzeichen für Rathenow, also RN, haben? Dürfen sich das nur die Einwohner der Stadt anschrauben oder wie früher auch die Einwohner des Altkreises, die heute aber zu HVL gehören?“ fragt der Landkreistag-Chef. Bundesweit sind schon mehr als 100 alte Kürzel wieder gültig. Den Rekord hält Sachsen mit 45 Genehmigungen, gefolgt von Thüringen mit 20 und Nordrhein-Westfalen mit elf. In Brandenburg waren zwischen 1991 und Ende 1993 genau 37 Altkennzeichen gültig.Matthias Matern

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