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Berlin: Heimisch in der Kirchengemeinde

Ganz unkatholisch bekamen Claudia Krause und Andreas Apitz vor der Heirat eine Tochter

Von Ursula Engel

Berlin ist eine Millionenstadt und besteht doch aus vielen Dörfern. Eins davon ist katholisch. In ihm wohnen Claudia Krause (29) und Andreas Apitz (30). Sie kennen sich eigentlich schon immer. „Wir haben ganz bestimmt schon im selben Sandkasten gebuddelt“, sagt Claudia Krause. Befreundet haben sich die beiden erst später in der Canisius-Gemeinde. Zunächst nahmen die Eltern sie mit zum Gottesdienst in die Neue Kantstraße, dann begann für beide die klassisch-katholische Karriere: Kommunion, Jugendgruppe, Ministrantendienst, Jugendgruppenleiter, Pfarrgemeinderat.

Klassisch wäre es allerdings auch gewesen, nun auszubrechen, in eine andere Stadt zu gehen, Neuland zu erkunden. Doch danach drängte es die beiden nicht. „Fast alle unsere Freunde sind hier“, sagt Claudia Krause. Mit ihnen und in der Gemeinde fand und findet das religiöse, aber auch das private Leben statt. Und das, obwohl die Gemeinde sieben lange Jahre ohne Gotteshaus war. „Wir haben mit angesehen, wie die alte Kirche abgebrannt ist“, sagt Andreas Apitz. Er war damals Zivildienstleistender, räumte das riesige Metallkreuz aus den verkohlten Trümmern. Heute hat es in der neuen Canisiuskirche wieder einen Platz gefunden. Bis dahin feierte die Gemeinde im düsteren Flachbau, zwischen Spanplatten, mit schlechter Akustik und noch schlechterer Luft ihre wöchentlichen Gottesdienste.

„Vermisst haben wir eine richtige Kirche schon“, sagt Andreas Apitz. „Aber wir haben nie überlegt, woanders hinzugehen, auch nicht zum Gottesdienst.“ Im Gegenteil, in der Notsituation rückte man in Canisius noch näher zusammen.

Einmal ging Claudia Krause dann doch weg aus Charlottenburg. „Ich habe zwei Jahre in Spandau gelebt“, sagt sie. „Es war schrecklich. Ich bin dann wieder zurückgezogen, weil ich fast jede Nacht bei meinen Eltern übernachtet habe und die Wohnung in Spandau praktisch leer stand.“ Seit sie als Erzieherin in der katholischen St. Canisius-Kindertagesstätte arbeitet, ist sie noch enger mit der Gemeinde verbunden.

Andreas Apitz hingegen hat durch seinen Beruf täglich Kontakt zu Menschen, die weder katholisch sind noch aus dem Gebiet zwischen Kantstraße, Lietzensee und Stuttgarter Platz stammen. Er arbeitet als Bankkaufmann in Mitte. „Hier sind alle Ossis, alle Atheisten“, sagt er augenzwinkernd. „Ich versuche sie davon zu überzeugen, dass das mit dem Katholizismus gar nicht so schlimm ist und wir nicht nur an den Lippen des Papstes hängen.“ Bisweilen legt Andreas Apitz missionarischen Eifer an den Tag. Alljährlich zu Weihnachten wünscht er seinen Kunden und Kollegen nicht nur schöne Weihnachten, sondern hängt ein „Und geht mal alle schön in den Gottesdienst“, hinten an. „Da bin ich penetrant“, sagt er.

Vieles ist für die beiden einfach klar. So stand für sie nie in Frage, zu heiraten und Kinder zu haben. Auch der Zeitpunkt stand für Claudia Krause und Andres Apitz, die vor fünf Jahren bei der Geburtstagsfeier des damaligen Pfarrers ein Paar wurden, schnell fest. „Wir wollten die ersten sein, die in der neuen Kirche heiraten“, sagt sie. Der Termin stand fest, aber dann kam doch alles anders. Die Bauarbeiten an der Kirche dauerten länger, die für vergangenen Dezember geplante Hochzeit konnte nicht stattfinden. Auch die Geburt der Tochter ließ sich natürlich nicht mehr verschieben. Ganz unkatholisch kam Leonie acht Monate vor der Hochzeit zur Welt. Mit dem Heiraten hat es jetzt endlich auch geklappt. Claudia Krause-Apitz und Andreas Apitz waren am 31. August das erste Hochzeitspaar in der neuen Canisius-Kirche.

HOCHZEIT DER WOCHE

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