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Berlin: Heimspiel

Seit einem Jahr ist Friedbert Pflüger CDU-Fraktionschef – und in Berlin angekommen

Ein Jahr – das ist lang genug, um sich mit den Groß- und Kleinthemen der Berliner Politik vertraut zu machen. Friedbert Pflüger führt seit einem Jahr die Berliner CDU-Fraktion. In dieser Zeit ist zweierlei klar geworden: Der Verlierer von 2006 sieht in einer Jamaika-Koalition die Zukunft für die Berliner Union. Und er hat erkannt, dass er für diese Zukunft nicht allein Grüne und Liberale im Abgeordnetenhaus gewinnen muss, sondern auch größere Teile der eigenen Partei.

Das zeigte sich am Dienstagabend bei einer Diskussion mit Parteifreunden an der Ausführlichkeit, mit der Pflüger für Schwarz-Grün-Gelb warb. Eingeladen hatten Parteifreunde aus Dahlem, dem Inbegriff der bürgerlichen CDU-Wählerschaft. Aus dem Südwesten kommt allerdings auch das Publikum, das für schwarz-grüne Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene längst gewonnen ist. Dort funktioniert sie offenbar ohne Probleme.

Dass Pflüger im Abgeordnetenhaus sozusagen Jamaika in der Opposition betreibt, hat einen simplen Grund, wie er am Dienstagabend sagte: Es ist die angemessene Strategie. „Was wäre die Alternative?“, fragte Pflüger das Publikum. Die CDU-Fraktion hatte es in den Jahren zuvor erlebt: Man arbeitet, schreibt Anträge und Erklärungen – „und keiner hört hin“, so Pflüger. Politik in den langen Phasen zwischen den Wahlen lässt die meisten Leute kühl – das sieht der CDU-Fraktionschef ziemlich deutlich. Zumal dann, wenn man es mit einem Regierenden Bürgermeister zu tun hat, der seine Lebenserinnerungen vermarktet – und damit ankommt. „Kein regierender – ein signierender Bürgermeister“ sei das, schimpft Pflüger.

Gegen Klaus Wowereit in seiner Leichtigkeit gibt der CDU- Mann den Arbeiter in der Opposition. Vorwürfe gegen den Regierenden betoniert er mit Hinweisen auf das, was der Regierende unterlassen habe. Wie konnte er den Investor Ronald Lauder in Sachen Tempelhof nicht mal anhören? Der Mann sei weltweit vernetzt – man könne sich vorstellen, wie Lauder über Berlin spreche. Wowereit in Los Angeles – und außer einem Treffen mit Thomas Gottschalk nichts gewesen? Dabei hätte er mit dem Gouvernator Arnold Schwarzenegger Vereinbarungen in Sachen Ökologie und Umweltschutz treffen können.

So geht es zwischen Jamaika und Rotem Rathaus durch die Berliner Politik-Landschaft. Jetzt will Pflüger das Volksbegehren für den Flughafen Tempelhof zum Über-Thema machen. Dann soll eines für den Religionsunterricht in der Schule folgen. wvb.

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