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Ahmadiyya

© Heinrich

Heinersdorf: Eine Moschee zum Geburtstag

Die Ahmadiyya-Gemeinde feiert am Dienstag das 100-jährige Bestehen ihres Kalifats. Ihr neues Gotteshaus in Heinersdorf ist fast fertig. Wann es eröffnet wird, ist noch unklar.

Bereits 1923 haben die Frauen der Ahmadiyya angefangen, Geld für eine Moschee in Berlin zu sammeln. Dann kam die Inflation. Doch nun ist sie so gut wie fertig. Außen muss noch verputzt werden, innen hämmern und sägen die Arbeiter an den Bodenbelägen. Zwischen August und Oktober soll das Gebäude in der Heinersdorfer Tiniusstraße eröffnet werden. Der genaue Zeitpunkt stehe noch nicht fest, sagte gestern Abdullah Uwe Wagishauser, der Vorsitzende der Ahmadiyya-Gemeinde Deutschland. Man wolle sicherstellen, dass auch möglichst viele Berliner Politiker Zeit haben, an der Eröffnung teilzunehmen. Denn sie hätten „sehr viel dazu beigetragen, dass die Moschee gebaut werden konnte“.

Wagishauser war gestern eigens aus Frankfurt zu einer Pressekonferenz angereist, die die Berliner Gemeinde erstmals auf dem Heinersdorfer Gelände abhielt. Anlass ist das 100-jährige Bestehen des Ahmadiyya-Kalifats, das heute weltweit gefeiert wird. Die Ahmadiyya wird von anderen Muslimen nicht anerkannt und sieht sich selbst als „Reformgemeinde“. Begründet wurde sie Ende des 19. Jahrhunderts von Hazrat Mirza Ghulam Ahmad in Indien, in dem die Gemeinde den vom Propheten Mohammed verheißenen Messias sieht. Nach dem Tod des Gründers wurde 1908 ein Kalif zum Nachfolger gewählt. Der heutige Kalif lebt in London. In Deutschland hat die konservative Gemeinde nach eigenen Angaben 30 000 Anhänger, in Berlin 200. Die meisten sind Flüchtlinge aus Pakistan, etwa 500 sind Konvertiten.

In einem weißen Zelt auf dem Grundstück in der Tiniusstraße lobte Wagishauser, begleitet von Flugzeuglärm, die Friedfertigkeit und Toleranz der Ahmadiyya. Man nehme den Koran nicht wörtlich und glaube nicht an ein Paradies voller Jungfrauen. Der Kalif der Ahmadiyya sei ein spiritueller Führer und erhebe keinen politischen Machtanspruch. Dass der Moscheebau dennoch von Heinersdorfern massiv bekämpft wurde, kann sich Wagishauser nur mit „Unkenntnis“ erklären.

Was die Frauen angeht, sind die Ahmadis regelrechte Vorkämpfer für die Gleichberechtigung, glaubt man ihrem Vorsitzenden. Anders als in anderen muslimischen Gemeinden seien die Frauen nicht Dienerinnen der Männer, sondern ihre „Gefährtinnen“. Aber Männer und Frauen hätten unterschiedliche biologische Konstitutionen, woraus sich unterschiedliche Rechte und Pflichten ergeben. So könne keine Frau Kalif werden, denn während ihrer monatlichen Menstruation könne eine Frau nicht beten. Weil sie als unrein gilt? „Nein“, antwortet Wagishauser, „weil beten dann zu anstrengend für sie ist.“ Dass Frauen studieren und arbeiten dürfen, ist unter den Ahmadis aber unbestritten.

Die 15.000 Ahmadiyya-Frauen in Deutschland hätten auch die 1,2 Millionen Euro für den Moscheebau gesammelt. Auf dem Podium saß dennoch keine Frau. „Frauen würden sich nicht darum reißen, auf dem Podium zu sitzen“, sagte Wagishauser als Begründung. Die Vorsitzende der Frauenorganisation saß tief verschleiert im Publikum. Auch Polizisten waren gestern gekommen, teil als Bewacher des Grundstücks, teils als Freunde der Gemeinde. Von den Heinersdorfer Nachbarn war keiner da. „Lassen Sie sich nicht einreden, dass sich mit dem Fortschreiten der Bauarbeiten an der Moschee unser Widerstand erübrigt hätte“, steht immer noch auf der Internetseite der Bürgerbewegung. Aber neben den Kampf gegen die Moschee sind mittlerweile andere Themen getreten.

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