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Heinz Craatz (zweiter von rechts) wird für 82 Jahre Parteimitgliedschaft geehrt.

© Felix Hackenbruch

Heinz Craatz über die Berliner Sozialdemokraten: "Für mich ist die SPD auf Kurs"

Heinz Craatz ist 98 Jahre alt und seit 82 Jahren Mitglied der SPD. Ein Gespräch über den aktuellen Zustand seiner Partei und den Umgang mit Rechtspopulismus.

Als Parteichef Michael Müller (SPD) den Namen Heinz Craatz ausspricht, brandet spontaner Jubel bei den Delegierten des SPD-Landesparteitags aus. Gestützt auf einen Stock und begleitet von seiner Frau nimmt Craatz (98) am Montagabend eine Ehrung für seine 82-jährige Mitgliedschaft entgegen. „Über so manche Diskussion, die wir hier führen, kannst du wohl nur müde lächeln“, sagt Müller über den Weddinger und überreicht einen roten Blumenstrauß. Von den Genossen gibt es Standing Ovations – das einzige Mal an diesem Abend.

Herr Craatz, wieso sind Sie vor 82 Jahren in die SPD eingetreten?
Ich wurde sozialdemokratisch erzogen. Ich bin ja schon 1928 mit 10 Jahren in die Reichsarbeitergemeinschaft der Kinderfreunde eingetreten. Dann kam 1933 und wir mussten uns verdünnisieren. Für mich war das aber nicht so schlimm, weil ich als Soldat in Frankreich ja eh die Klappe halten musste. 1945 habe ich dann aber richtig losgelegt. Bis heute mache ich für die Partei, was ich eben kann.

Haben Sie jemals mit dem Gedanken gespielt, aus der Partei auszutreten?
Nein, nie! Es hat mich nie berührt, wenn strittige Entscheidungen getroffen wurden, denn sie mussten ja gemacht werden. Da hat die SPD stets Verantwortung übernommen und immer im Interesse der Mitbürger agiert.

Wie bewerten Sie den aktuellen Zustand der SPD?
Ich muss sagen, wir schlagen uns tapfer durch das Gewirr von Quatschköpfen von rechts, aber auch von links. Für mich ist die SPD auf Kurs.

98 Jahre alt und noch immer in der Partei aktiv.
98 Jahre alt und noch immer in der Partei aktiv.

© Felix Hackenbruch

Der Regierende Bürgermeister hat das SPD-Ruder also trotz des schlechten Ergebnisses bei der letzten Wahl im Griff?
Ich bin zufrieden mit Herrn Müller. Es gibt doch immer ein Auf und Ab in der Geschichte. Das letzte Wahlergebnis war sicherlich enttäuschend, aber es wird wieder bergauf gehen. Davon bin ich überzeugt.

Sie haben die Verfolgung von Sozialdemokraten und Oppositionellen im Dritten Reich erlebt. Macht Ihnen der Aufstieg der Rechtspopulisten Sorge?
Nein. Bis jetzt ist dieser Rechtspopulismus harmlos. Was die machen, ist doch alles Schaumschlägerei. Ich hoffe, dass die Genossen im Umgang mit ihnen besonnen bleiben und sich nicht treiben lassen.

Worauf muss die SPD in der neuen Koalition aufpassen?
Meine Partei sollte aufpassen, dass sie nicht von anderen Parteien in den Sack gespielt wird. Das ist ihr in der Vergangenheit leider schon häufig passiert.

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