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Berlin: Heizpilze bringen Grüne zur Weißglut Senatorin: Verbot schwer Jurist: Kein Problem

Die Grünen kommen an diesem Montagvormittag so überraschend, dass den Restaurantbediensteten am Hackeschen Markt keine Chance zur Gegenwehr bleibt. „Wir haben hier was zum Thema Heizpilze, bitte sehr, vielleicht kann das hier liegen“, sagt die Umweltpolitikerin Felicitas Kubala, die ihren Fraktionskollegen Michael Schäfer im Schlepptau und einen Stapel Postkarten in der Hand hat.

Die Grünen kommen an diesem Montagvormittag so überraschend, dass den Restaurantbediensteten am Hackeschen Markt keine Chance zur Gegenwehr bleibt. „Wir haben hier was zum Thema Heizpilze, bitte sehr, vielleicht kann das hier liegen“, sagt die Umweltpolitikerin Felicitas Kubala, die ihren Fraktionskollegen Michael Schäfer im Schlepptau und einen Stapel Postkarten in der Hand hat. „Giftpilz“, steht vorn auf den Karten. Und hinten, dass ein Heizpilz 3,5 Kilogramm Kohlendioxid pro Stunde produziert, was bei sechs Stunden am Tag pro Winter dem Klimaschaden von 12 000 Autokilometern entspricht. 20 000 dieser Karten wollen die Grünen in Restaurants hinterlassen und weitere 10 000 selbst verteilen, um auf das Thema aufmerksam zu machen. „Zumindest den größten Unfug kann man ja verbieten“, sagt Schäfer.

Oder auch nicht, wie sich zwei Stunden später im Umweltausschuss des Abgeordnetenhauses zeigt: Dort blitzen die Grünen mit ihrer Forderung bei Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke) ab. Den „Umweg“ über das Straßengesetz, der nur gewerblich betriebene Heizpilze träfe, lehnt sie ab, und eine Änderung des Berliner Energiespargesetzes wäre übertrieben. Man muss nicht jeden Unsinn gleich verbieten, heißt die Quintessenz. Die Leute sollten einfach dahin gehen, wo es Wärmedecken gibt statt Heizpilze – oder hinein in die gute Gaststube.

Nach Meinung von Stefan Klinski von der Fachhochschule für Wirtschaft wäre ein Verbot auf Landesebene leicht möglich. Ein ins Energiespargesetz aufgenommener Satz wie „Die Beheizung von Freiflächen ist verboten“ dürfte das Problem lösen, sagt der Professor für Wirtschafts- und Umweltrecht. Nur eine Übergangsfrist wäre nötig, damit die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleibt – zumal auch am Heizpilzvertrieb Arbeitsplätze hängen.

Andere Städte bekämpfen die Pilze auf verschiedene Weise: In der Kölner Altstadt sind sie aus ästhetischen Gründen ganz verboten, in Stuttgart zumindest von November bis März. Und in Tübingen will der Oberbürgermeister die Gastwirte schriftlich zum Boykott auffordern. obs

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