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Berühmt berüchtigt: Die Rockerbande Hells-Angels.

© dpa

Hells-Angels-Prozess in Berlin: Experte: Rund 100 weitere gewaltbereite Rocker

Die Gewalt im Rockermilieu wird auch nach dem Prozess um die Schüsse auf einen Chef der Hells Angels weitergehen. Das vermutete ein Experte vor dem Landgericht Berlin. Der Ausgang eines solchen Verfahrens interessiere in der Szene nicht.

Der Ermittlungsdruck auf das Rockermilieu ist hoch, es sind inzwischen weniger Männer in Lederkutten in der Stadt präsent. Für Entwarnung aber ist es aus Sicht eines Experten noch zu früh. „Wir befürchten, dass die gewalttätigen Auseinandersetzungen in der Szene noch nicht beendet sind“, schätzte der Hauptkommissar am Dienstag vor dem Landgericht ein. Er war als Zeuge geladen im Prozess um die Schüsse auf einen Rockerchef der Hells Angels. Der Ausgang eines solchen Verfahrens interessiere in der Szene aber nicht, sagte der Experte. „Das wird selbst geregelt.“

Holger „Hocko“ B., der Angeklagte, hörte es regungslos. Er war bis 2008 Chef der Hells Angels im Osten Berlins, dann wurde er „unehrenhaft“ ausgeschlossen. Nun sitzt der 52-jährige Hüne vor Gericht. Er soll einen Auftragsmörder auf seinen Nachfolger angesetzt haben. Auf André S. wurde am 10. Juni 2012 in Hohenschönhausen geschossen. Als Schütze gilt ein untergetauchter Ukrainer. Sieben Kugeln trafen S. Der 48-Jährige überlebte knapp – und schwieg. Auch vor Gericht. Das von den Richtern verhängte Ordnungsgeld von 500 Euro kommentierte er mit einem Lächeln.

Derzeit gebe es gut 1000 Personen, die in Berlin zur Rockerszene zu zählen sind, sagte der Hauptkommissar. „Die Hells Angels sind die absolute Nummer eins.“ Ihre Zahl liege im oberen dreistelligen Bereich, die Gruppierung um S. sei ausgesprochen unkooperativ. Bei B. ist das inzwischen anders. Er gab zu, aus „Verbitterung“ den Auftrag erteilt zu haben, S. zu verletzen. Von Schüssen sei aber nie die Rede gewesen. Der Prozess geht am 10. Oktober weiter.

Kerstin Gehrke

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